Mittwoch, 26. März 2008

Ostalgie und Westalgie



Was man nicht so alles aufhebt! Lange liegt es nutzlos herum, doch nach Jahrzehnten freut man sich, daß man diese kleinen unscheinbaren Dinge noch hat, erinnern sie einen doch an vergangene Zeiten und nostalgische Gedanken schwirren einem durch den Kopf. Wer hat schon noch einen Filmprojektor, etwa im Super-8-Format? Längst abgelöst durch die Videokassette und jetzt immer mehr durch DVD! Ein hübscher Trickfilm ist "Der Ameisenstaat", er erfreute mich als Kind. Diese Schmalfilme waren in der DDR ein teures Vergnügen, der Preis steht hinten drauf, EVP 22,35 M! Ja und die echten Bienenwachskerzen aus dem Westen erinnern mich an meine Tante Hanni. Sie war Studienrätin in Lindau am Bodensee und die Tochter von meiner Tante Martha. Zu Weihnachten schickte sie immer ein Lebkuchenpaket, das letzte kam 2006. Jetzt ist sie Mitte 90 und lebt im Seniorenheim. Sie war verheiratet mit dem Oberbürgermeister von Celle. Dieser Franz Guizetti, ein Ordens-Ritter vom Grabe Christi, hatte bis Ende der 60er Jahre in Celle eine Kerzenfabrik, die nur echte Bienenwachskerzen produzierte. Wie man auf dem kleinen Aufkleber lesen kann, den ich auch aufgehoben habe, bestand die Manufaktur seit 1696, die Industrialisierung und der fortschreitende Monopolisierungsprozeß machte auch dieses Handwerk kaputt, wie so vieles andere. Pure Ostalgie ist das alte Päckchen (noch ungeöffnet) Ascoffin, welches ich gern trank, ein Brausepulver mit Coffein und Vitaminen aus dem VEB Ankerwerk Rudolstadt, Preis 25 Pfennige pro Beutelchen. Westalgie dagegen das Hustenbonbon "Rachengold". Ein Bonbon habe ich mir aufgehoben. Es stammt wirklich noch aus den End-60er Jahren. Rachengold gibt es ja immer noch, aber sie schmecken nicht mehr so. Die alten Rachengold hatten einen anderen, einen unnachahmlichen Geschmack, ich war ganz wild danach. Ich erinnere mich auch noch an die Werbung dazu die im NDR-Werbefernsehen lief: "Nimm Rararararachengold!" Zum Schluß krächzte dann noch ein Papagei ein: "Ra ra"! Ja und das Abzeichen ist mein Abzeichen der Jungen Sanitäter. Ich war von der 3. bis zur 5. Klasse bei den Jungen Sanitätern, der Kindergruppe des Roten Kreuzes. Den alten Aufkleber: "Ein Schwalbenpar bringt Glück ins Haus" bekam ich mal von dem Dessauer Sammlerehepaar Schützendübel, zwei Dessauer Originalen. Schwalben liebe ich ja besonders, denn wir hatten in unserem Haus in Ziebigk immer Rauchschwalben die ihr Nest in unerer Garage hatten. Man kann sagen, daß wir mit den Schwalben und ihrem Lebens-Zyklus mitlebten, jedenfalls gehörten Schwalben immer zur Familie Nowack dazu.

Ja und dann ist da noch der gute alte Klipps-Kaffee aus Bremen, den immer meine Oma Martha aus Balge bei Nienburg (Weser) kaufte und den wir jahrzehntelang von ihr geschickt bekamen. Dieser Kaffee war eine wirklich gute Marke, reiner kolumbianischer Hochlandkaffee, den es leider nicht mehr gibt. Neulich las ich im Internet den Beitrag eines Kaffeetrinkers, der es auch bedauerte, daß es diesen Kaffee so nicht mehr gibt, reine Kaffees gibt es eh jetzt selten, der Kaffeemarkenmarkt wird ja hauptsächlich von Mischungen dominiert - schade!

Keine Kommentare: