Donnerstag, 11. November 2010

Gruß aus dem alten Dessau



Beim Kramen in alten Sachen wird man immer wieder fündig, so fand ich z.B. Noten zu „Salome“ von Robert Stolz. Diese Noten stammen laut Stempel von Gustav Allner, Herzoglicher Hoflieferant, Musikalienhandlung, Kavalierstraße, Dessau, eine Firma die dem Vergessen anheim gefallen ist. So ist es auch mit der Dessauer Firma Otto Rühl, die Tapeten und Friese vertrieb. Auf der Rückseite der Werbepostkarte um 1910 konnte man sich aussuchen wie man Tapeten oder Borden zugeschickt haben wollte, per normaler Post, per Eilgut oder per Frachtgut - ein Zeichen, daß diese Firma viel außerhalb Dessaus verkaufte. Nicht in Vergessenheit geraten sind die Flugzeuge der Dessauer Junkers-Werke. Auf der Postkarte des Verlages H. Heinemann, Dessau-Alten, aus den 30er Jahren sieht man ein Junkers-Flugzeug über dem Stadtteil Dessau-Alten, ein Bild welches man auch heute noch ab und an sehen kann, denn die alten Maschinen machen immer noch ihren Dienst, wie man bei Nostalgieflügen sehen kann.

Dessau und die umgebenden Orte waren von ca. 1870 bis ca. 1940 ein Mekka der Gaststätten und Ausflugslokale. Hunderte gab es und sie waren immer gut besucht! Auf meiner ersten Gaststätten-Postkarte sieht man das Ausflugslokal "Freischütz" in Ziebigk. Wie ich aus Erzählungen meiner Mutter und meiner Großtante weiß, reihte sich in der jetzigen Kornhausstraße Restaurant an Restaurant und alle waren sie gut besucht. Schon zu DDR-Zeiten war diese Blüte vorbei und heute ist es noch schlimmer, allenthalben herrscht Öde.

Auf den weiteren Karten sieht man die "Restauration, Speisewirtschaft und Schweineschlächterei" von Franz Rabe in Kochstedt, das „Schloß Waldersee" (jetzt Landhaus genannt) von Fritz Schneider in Waldersee und die "Restauration zum Prinzen Leopold Friedrich" von Paul Festner in Kleutsch.

Auf dem zweiten Scan dann das Restaurant im Bahnhofshotel in Dessau, Inhaber Wilhelm Hupka, der "Haidekrug", leider ohne Angabe des Besitzers, das "Gasthaus zur schönen Eiche" von Friedrich Richter in Vockerode und der "Gasthof zum Erbprinzen", ebenfalls in Vockerode und ohne Besitzerangabe.

1904 besuchte der Kaiser Dessau. Die zu diesem Anlaß herausgegebene Postkarte läßt darauf schließen, daß es ein Jagdausflug war. Bei der Jagd konnte sich die damalige Ausbeuterschicht im Töten mal richtig austoben, ohne gleich wie die einfachen Soldaten selbst von Kugeln getroffen zu werden. Diese snobistischen Allüren der damaligen herrschenden Schicht übernahmen später die SED-Bonzen, deren Jagden waren legendär, ein Zeichen der großen moralischen Verkommenheit von Honecker, Mielke und Konsorten. Man kann zur Politik einer Angela Merkel stehen wie man will, aber diese moralische Verkommenheit und massenhafte Tötungslust bei diesen Jagden der SED-Bonzen, die kann man zum Glück Kanzlerin Merkel nicht vorwerfen.

Der "Strandhotel-Garten" in Dessau war bis in die 40er Jahre hinein ein beliebtes Ausflugslokal, Inhaber war ein gewisser Wilhelm Lüddicke. Zum Schluß noch zwei Postkarten von den zu Kaisers Zeiten in Dessau berühmtesten Artisten, den Kiewnings. Diese Familie von Artisten hatte verschiedene Nummern im Repertoire, von der Revue bis hin zur Akrobatik. Die Postkarte mit der Revuenummer der Kiewnings hat rückseitig die Schrift: aufgenommen 1918 in Zerbst. Unterhaltung also auch noch im letzten Jahr des ersten Weltkrieges!

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