Montag, 2. Juni 2014

Erinnerung an Gérard Philipe und seine Dreharbeiten zu "Die Abenteuer des Till Ulenspiegel" in Raguhn (Anhalt) im Jahre 1956







Über 50 Jahre gibt es das Klubhaus „Gérard Philipe“ (1. Foto) nun schon in Raguhn (Anhalt).

Viele Jüngere wissen kaum noch etwas über Gérard Philipe (* 4.12.1922 in Cannes; † 22.11.1959 in Paris), obwohl er doch in den 1950er Jahren zur Weltspitze der Schauspieler zählte und die Fans sich in Superlativen überschlugen, wie "Liebling der Götter" oder zumindestens ihn einen begnadeten Schauspieler nannten. Wo er auch auftauchte (sogar in Moskau!) wurde er von Menschenmassen umringt und gefeiert, wie später nur noch ein Elvis Presley. In einer Zeit als sonst nur „harte Männer“ als Schauspieler gefragt waren, stach Philipe durch das Gegenteil hervor: zart, jungenhaft, pendelnd zwischen Heiterkeit und Melancholie, aber auch fortschrittlich denkend, im Gegensatz zu den amerikanischen Westernhelden mit ihrer reaktionären Art.
 

Melancholischer Gérard Philipe auf einem Privatfoto

1956 entstanden große Teile des Films „Die Abenteuer des Till Ulenspiegel“ in Raguhn und Umgebung und viele der damaligen Statisten stammten aus Raguhn und umliegenden Orten. Das Werbeschild vor dem Klubhaus zeigt die Figur des Till Ulenspiegel (2. und 3. Foto) zur Erinnerung an den Aufenthalt von Gérard Philipe in Raguhn zu den Dreharbeiten und auch das Klubhaus bekam nach seinem frühen Tod aus gleichem Grund damals seinen Namen.

Gérard Philipe als Till Ulenspiegel (Standfoto von den Dreharbeiten)

Dieser Film ist etwas ganz besonderes, denn Philipe führte sowohl Regie (unter Mitarbeit von Joris Ivens) und er spielte auch die Hauptrolle. Gérard Philipe kam erstmals 1949 auf die Idee den Roman „Till Ulenspiegel“ von Charles de Coster zu verfilmen. Es dauerte allerdings 7 Jahre, bis er Produzenten fand, die sein Projekt unterstützten, da das Buch als zu politisch und zu antiklerikal galt. Besonders die katholische Kirche legte hinter den Kulissen Steine in den Weg, da das Buch die katholische Kirche mit ihrer furchtbaren Inquisition kritisierte. Joris Ivens brachte Philipe mit der Defa der DDR zusammen und ab Januar 1956 entstand "Die Abenteuer des Till Ulenspiegel" als Co-Produktion DDR/Frankreich.


Gérard Philipe auf dem Titelbild der "Progress-Filmillustrierte"

Viele der damaligen großartigen Filmwerke sind in der Schublade versunken, man kann sie nicht sehen. Absicht, da zu fortschrittlich? Wahrscheinlich! Stattdessen jede Menge Ami-Müll im Kino, im Fernsehen, auf DVD! Auch die „Abenteuer des Till Ulenspiegel“ gibt es nicht in deutscher Sprache auf DVD - nur in französisch -  dies bei einem solch bedeutenden Film!? Aber den anderen Co-Produktionen DDR/Frankreich der 1950er Jahre geht es nicht anders, sie sind alle nicht auf DVD zu bekommen: Jean-Paul Sartres "Hexen von Salem" mit Yves Montand und Simone Signoret, Victor Hugos "Die Elenden" mit Jean Gabin und Balzacs "Trübe Wasser" mit Jean-Claude Pascal. 

Gérard Philipe in seinem wohl bekanntesten Film "Fanfan der Husar"


Kurzfassung des Films „Die Abenteuer des Till Ulenspiegel“

Die Niederlande im 16. Jahrhundert. Spanische Truppen unter Philipp II. ziehen brennend und mordend durch Flandern. In Damme wird Till Ulenspiegels Vater wegen seines Widerstandes gegen die Spanier auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aus dem Possenreißer Till wird ein mutiger und listiger Kämpfer gegen die fremde Besatzung. Es gelingt ihm, sich als Hofnarr bei dem Statthalter Herzog Alba einzuschleichen, wo er die Ermordung des Prinzen von Oranien verhindern kann. Dieser ruft die Niederländer zum Kampf gegen die Spanier auf. Nach erfolgreichem Aufstand kann Till Ulenspiegel endlich mit seiner Verlobten Nele in Damme glücklich werden.
 

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