Mittwoch, 8. April 2009

Alte Postkarten: Scherenschnitte von Diefenbach


Beliebte Postkartenmotive um 1900 waren Scherenschnitte. In meiner Sammlung befinden sich etliche Scherenschnitt-Karten des Malers und Sozialreformers Karl Wilhelm Diefenbach, den ich sehr schätze und dies eben nicht nur wegen seiner arkadischen Motive in seiner Kunst sondern auch wegen seiner sozialreformerischen Ideale. Aus Wikipedia nachfolgend ein Auszug zu seiner Vita für diejenigen Leser die näheres zu Diefenbach wissen möchten:


Karl Wilhelm Diefenbach (* 2 1 .2.1851 in Hademar ; † 15 .12. 1913 auf Capri) war ein Maler und Sozialreformer.
Diefenbach war ein Sohn des Malers und Zeichenlehrers Leonhardt Diefenbach. Er besuchte die Münchner Kunstakademie, ließ sich von Arnold Böcklin und Franz von Stuck beeindrucken. Seine Gemälde fanden schon früh Beachtung und Anerkennung. Durch eine schwere Typhus-Erkrankung und Operation wurde sein rechter Arm verkrüppelt. Nachdem er mit Naturheilmethoden sein Leben gerettet hatte, wandelte er sich unter dem Einfluss von Arnold Rikli und Eduard Baltzer zum Apostel der naturgemäßen Lebensweise, zugleich löste er sich vom Glauben der Väter. In Kutte und Sandalen verkündete er in München seine Lehre. Seine Ideen (Leben im Einklang mit der Natur, Bewegung an der frischen Luft und Ausübung der Freikörperkultur sowie einer fleischlosen Ernährung als Vegetarier) wurden von seinen Zeitgenossen zum Anlass genommen, ihn als 'Kohlrabi-Apostel' zu verspotten und zu verfolgen. Nachdem die Polizei seine Versammlungen unterdrückt hatte, zog sich Diefenbach in einen verlassenen Steinbruch bei Höllriegelskreuth zurück. Dort wurde der junge Maler Hugo Höppener, den er Fidus nannte, sein Helfer und Jünger. In gemeinsamer Arbeit entstand der große Fries 'Per aspera ad astra'. Eine Ausstellung seiner Gemälde in Wien hatte sensationellen Erfolg und machte ihn berühmt, doch verlor er durch einen Betrüger alle seine Werke. Er flüchtete sich nach Ägypten, wo er riesige Tempelbauten entwarf. Um seine Bilder zurückzugewinnen, ging er 1897 nach Wien zurück, plante die Herausgabe einer Zeitschrift "Humanitas" und veranstaltete eine große Ausstellung. Ein Freundeskreis, dem die Pazifistin Bertha von Suttner und der Publizist Michael Georg Conrad angehörten, unterstützte seine Unternehmungen. In dieser Zeit sammelte sich um ihn auf dem "Himmelhof" bei Wien eine Lebensgemeinschaft von bis zu 20 Schülern oder Jüngern, darunter zeitweise die Maler Frantisek Kupka, Konstatinos Phartenis und Gusto Gräser sowie der spätere Tierrechtler Magnus Schwantje. Die Künstlerkommune ging jedoch bankrott, und Diefenbach zog auf die Insel Capri, wo er Erfolg und Ansehen gewann, während er in Deutschland vergessen wurde. Nach seinem frühen Tod 1913 blieb sein Nachlass ein halbes Jahrhundert lang verborgen und dem Verfall ausgesetzt. Erst seit den Siebziger Jahren entstanden öffentliche Museen für seine Werke auf Capri und in seiner Heimatstadt Hadamar. Voraussichtlich wird 2009 in einer Ausstellung in München sein Werk dem deutschen Publikum wieder zugänglich gemacht werden.
Diefenbach gilt als Vorkämpfer der Lebensreform, als Pionier der Freikörperkultur und der Friedensbewegung. Seine Landkommune bei Wien (1897-1899) war eines der Vorbilder für die von seinem Schüler Gusto Gräser gegründete Reformsiedlung Monte Veritá bei Ascona. Als Maler ist er ein eigenständiger Vertreter von Jugendstil und Symbolismus.

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