Montag, 1. März 2010

B.N. und seine Kinderbekleidung der 50er Jahre in der DDR



Über die Beseeltheit der Dinge habe ich ja schon in meiner Kolumne http://barrynoa.blogspot.com/2009/02/zwei-ampeln-und-die-beseeltheit-der.html geschrieben, auch die Gefühlskälte des deutschen Protestantismus bemängelt, welcher nur die kanonisierten Schriften gelten läßt und ansonsten sich allen anderen Offenbarungen und Erscheinungen des Heiligen Geistes in belebter und unbelebter Natur, in der Kunst und den Dingen taub und blind verhält. Heute habe ich mal etliche meiner alten Kindersachen hervor geholt und mich daran erfreut, sah in ihnen nicht nur Textilien, sondern sie vermittelten mir auch den Geist der damaligen Zeit von vor über 50 Jahren sehr nachdrücklich, nachdrücklicher und spiritueller als es Fotos je könnten.
Für mich sind es Kindheitserinnerungen, für die Leser sollen sie einen kleinen Einblick geben in die Lebensweise und die Kinderbekleidung Anfang der 50er Jahre. Es ist allerdings in meiner Familie immer so gewesen, daß wir uns Modediktaten nie unterworfen haben und gerade meine Mutter - in alter Familientradition - Bekleidung am liebsten selbst angefertigt hat. So wurden etliche meiner Sachen von ihr geschneidert oder gestrickt. Wurde mal ein Kleidungsstück gekauft, dann mußte es etwas besonderes sein, etwas mit künstlerischem oder kunstgewerblichem Anspruch, so die in meinen Scans abgebildeten Westen (Foto von mir im Alter von 7 Jahren mit roter Weste, rote Weste, Fellweste von vorn, Fellweste Rückenpartie). Solche Sachen hatte damals nicht jeder, in einer Zeit wo es sowieso kaum etwas in den Geschäften zu kaufen gab. Die Kaninchenfellweste z.B., die ich besonders mochte und die ich natürlich bis heute aufgehoben habe, da ich sie immer noch liebe, wurde in ganz geringen Stückzahlen von einer Kunsthandwerkerin bei Berlin hergestellt. Die Bemalungen sind Handarbeit, wenngleich die Textilkünstlerin vorher wahrscheinlich eine Vorlage angefertigt hatte. So etwas gehörte in der DDR Anfang der 50er Jahre zu den absoluten Spitzenprodukten der Kinderbekleidung. Leider weiß ich den Namen der Herstellerin nicht, meine Eltern kann ich nicht mehr fragen, sie sind tot, aber vielleicht meldet sich ja ein Kenner aufgrund meines Blogbeitrages und kann mir weiter helfen. Dafür wäre ich dankbar. Wie immer nur eine Email senden an anhaltantik@yahoo.de .


Von meinen Eltern weiß ich, daß bei dieser Kunsthandwerkerin hochrangige Staats-und Parteiprominenz kaufte und Wartelisten bestanden. Dadurch, daß mein Vater Anfang der 50er Jahre in Berlin persönlicher Referent des Ministers für Handel und Versorgung war, muß es zu einem Kontakt zu dieser Textilkünstlerin gekommen sein.
Massenware war dagegen der von mir abgebildete Hosenträger, im Stil der Zeit mit leider kitschigem röhrendem Hirsch. Aus der privaten Fotokiste Bilder aus dieser alten Zeit:
1. Foto: Ich im damals üblichen Kinderwagen auf dem Sandberg in Dessau-Törten mit Verwandten, ganz rechts meine Mutter, ganz links mein Patenonkel, der in Dessau-Törten bekannte Einzelhändler Fritz Bönicke, dessen Geschäft in dritter Generation noch heute besteht.
2. Foto: Mein Cousin Jochen und ich auf meinem Roller auf dem Sandberg
3. Foto: Mein Vater und ich im Winter vor dem Zaun unseres Hauses.
4. Foto: Meine Mutter und ich auf dem Hof des Hauses im Winter. Mein Mäntelchen war von ihr selbst entworfen und geschneidert.
5. Foto: Mein Vater und ich 1 ½ Jahre alt – von Mutter gehäkelte Hose und Weste.
6. Foto: Mein 5. Geburtstag
7. Foto: Auf dem Foto steht rückseitig: Bernd 2 Jahre alt – Oma Martha (Erläuterung: Vaters Mutter die im Westen wohnte) hat ein Paket geschickt. Die Rosinen (er nennt sie „Sinen“) interessieren ihn am meisten.
8. Foto: Ich 7 Jahre alt, im Urgroßvatergarten Dessau-Ziebigk, Schulstraße 5
9. Foto: Porträt von mir, 1 Jahr alt

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