Donnerstag, 4. Oktober 2012

Gedanken zum heutigen Welttierschutztag

Kerker für kleine Kälber

Qualvolles Ausbrennen der Hörner bei allen Kälbern

Es ist doch merkwürdig wie selbstgerecht die Nachkriegsgenerationen ihren Vorfahren verwerfen sich nicht gegen das Naziregime aufgelehnt zu haben oder dieses verhindert zu haben. 6 Millionen umgebrachte Juden werden auch noch dem kleinsten damals Lebenden zum Vorwurf gemacht. Statt nun mittlerweile uralten Menschen oder den eigenen Vorfahren moralische Vorhaltungen zu machen, sollten die im Jetzt und Heute Lebenden sich lieber um die Schandtaten unserer Zeit kümmern und ihre Stimme dagegen erheben. Dies noch dazu, da es heutzutage tausend mal gefahrloser ist gegen Unrecht vorzugehen als in der NS-Zeit, wo so etwas kaum möglich war, ohne Gefahr zu laufen verhaftet zu werden und im KZ zu landen.

Heute ist Welttierschutztag. Was machen die heutigen Gutmenschen gegen Tierquälerei in den Massenfabriken der Nutztierwirtschaft? 750 Millionen Tiere werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet, die Mehrzahl davon nach einem unbeschreiblich qualvollen Leben welches den Vergleich zu den KZ´s der Nazis nicht zu scheuen braucht, auch wenn man dies nicht hören will. Allein in Niedersachsen leben 55 Millionen Schweine, ein Mehrfaches der dortigen Bevölkerung. Man nimmt sie kaum war, da diese Fabriken der Versündigung des Menschen an den Tieren mittlerweile wie Hochsicherheitslager abgesondert von der Öffentlichkeit sind.

Skandalös, daß bei den Massenschlachtungen ein großer Prozentsatz der Tiere bei lebendigem Leibe zerteilt werden, oder Schweine bei lebendigem Leibe gebrüht werden, da die Betäubung nicht klappte. Der absolute Skandal ist dann, daß Millionen Schweine ihr ganzes Leben in engsten Käfigen leiden müssen und dann, wie neulich berichtet wurde, 1/3 des Fleisches  weggeworfen  wird! Eines ist klar, die Nachgeborenen werden den jetzt Lebenden später diese Schandtaten genauso vorwerfen, wie die heute Lebenden die Greuel in der NS-Zeit anklagen.

Besonders die Kirchen werden zu ihrer Rolle in unserer Zeit kritisch beurteilt werden, denn sie haben mal wieder sich nicht auf die Seite der Schwachen gestellt, so wie es eigentlich Jesus fordert, dies in der Jahrhunderte alten Kontinuität, siehe Hexenverbrennungen, Ketzerverfolgung, Folter, Ausbeutung und Pakt mit den Reichen und den Herrschenden. Ausnahmen gibt es natürlich unter den Christen, siehe Franziskus oder jetzt Eugen Drewermann oder andere christliche Gruppen welche die schamlose amoralische Behandlung der Tiere durch uns Menschen nicht akzeptieren und ihre Stimme dagegen erheben oder zur Tat schreiten.

Wer ist nun ein wirklicher Christ im Sinne der Lehre des Jesus Christus, derjenige der am Sonntag in die Kirche rennt, anschließend seinen Schweinsbraten aus Qualhaltung zu Mittag gedankenlos verspeist, dazu noch perverser Weise ein Tischgebet spricht, oder der atheistische Veganer, der z.B. ein Huhn mit vielleicht nicht gesetzlichen Mitteln aus Qualhaltung befreit, so wie das manche radikalen Tierschützer tun?

Neulich führte ich ein Telefongespräch mit einem evangelikalen Pfarrer einer Freikirche, der sah absolut nichts unmoralisches darin Fleisch aus Massentierhaltung zu verzehren oder Milch, Butter, Käse, Joghurt und Quark von Kühen aus heutigen mehrheitlichen Haltungsformen zu sich zu nehmen. Er war mehr als verwundert, daß dies unmoralisch sein solle. Statt dessen sah er im Tabakkonsum etwas sündhaftes und dann natürlich in freier Sexualität, das war für ihn der Gipfel des Unchristlichen.

Wieso sind Milchprodukte eine miese Sache? Da muß man sich nur mal anschauen, wie Kühe ausgebeutet werden, sofort nach der Geburt werden die Kälbchen in engste Käfige gesteckt, Boxen in denen sie sich nicht mal umdrehen können, dies bei Tieren die in Freiheit als Jungtiere einen unbändigen Lauftrieb haben. Und die Mutterkühe? Die schreien tagelang nach ihrem Kälbchen, das rührt natürlich einen „Christenmenschen“ nicht. Dann noch im Kälbchenalter, das Ausbrennen der Hörner, ja und dann oft ein jämmerliches Leben in Anbindehaltung, solange bis die Kuh für den Ausbeuter nicht mehr Hochleistung bringt und in den Schlachthof kommt. Jedes Jahr muß eine Milchkuh natürlich ein Kälbchen gebären, damit die Milch fließt, die dann für uns Menschen als Joghurt und anderen Produkten in die Supermärkte kommt, wo ein gutes Drittel dann letztendlich in den Abfall wandert, wie allgemein bekannt ist (gab es früher nicht, in der DDR schon gar nicht).

All das stört die Kirchen scheinbar nicht, denn in den Predigten der Pfaffen kommen solche Themen kaum mal vor, ist man doch Teil dieses amoralischen kapitalistischen Systems, der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und der Ausbeutung des Tieres durch den Menschen. Ist es nicht abstoßend, wenn z.B. die verquaste offizielle Kirchenmoral einen Agrarier der Tiere in tierquälerischer Haltung hält zur Kommunion zuläßt, an ihm keinen Fehl und Tadel erkennt, aber z.B. einen Geschiedenen und Wiederverheirateten dies verweigert und ihm bescheinigt eine große Sünde begangen zu haben?


Voltaire: „Écrasez l’infâme!“

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