Mittwoch, 18. Februar 2009

Negatives und Positives in punkto Kundenfreundlichkeit


Daß Deutschland eine Servicewüste ist, dies ist bekannt, und besonders auf die Bundesländer der ehemaligen DDR trifft dies zu. Verkäuferinnen haben immer noch diesen schnoddrigen Ton an sich, meinen sie wären diejenigen die den Kunden eine Wohltat erweisen und von dem Motto „der Kunde ist König“ haben sie noch nie etwas gehört, sehen sich eher als diejenigen an die über dem Kunden stehen. Noch schlimmer ist es bei bestimmten Berufen bestellt die sich als Diener der Bürger verstehen müssten, die aber durch ihr Verhalten unmissverständlich klarmachen, daß sie keineswegs in eine dienende Rolle schlüpfen wollen, sondern ganz im Gegenteil den Herrenmenschen hervorkehren vor dem der Bürger zu kuschen hat, Unterordnung á la Gutsherrenart wird vom Bürger verlangt. Also nichts da von wegen „Kunden“ wie es in Verordnungen heißt wenn z.B. Arbeitslose ihr verbrieftes Recht auf staatliche Gelder wahrnehmen wollen. Die Damen und Herren auf der anderen Seite des Schalters verstehen sich keineswegs als „Dienende“ gegenüber den Kunden, sondern in Habitus und Verhalten gleichen sie eher Justizbeamten die Macht ausüben wollen und dies fast immer nicht im Interesse des Bürgers, sondern im vermeintlichen Interesse der Behörde.

Allein schon der rüde Ton von „Einladungen“ an Bürger die z.B. berufstätig sind und nur aufstockende Leistungen beziehen, was ihnen genauso rechtlich zusteht wie den Angestellten und Beamten der Arbeitsämter ihr monatliches Gehalt, der spricht Bände. Da wird gleich gedroht, Leistungen zu streichen wenn man der Einladung fernbleibt und auch ansonsten klingt das ganze nicht nach einer Einladung für einen Kunden, sondern erinnert einen an Schreiben von Justizbehörden an Kriminelle, wie z.B. Bürger die sich bei ihrem Bewährungshelfer zu melden haben, ansonsten ihnen Repressionen drohen. Oft ist es so, daß dieserart „Einladungen“ Samstags eintrudeln und der Zwangstermin schon Montag früh ist, so daß z.B. ein Berufstätiger nicht weiß wie er es machen soll. Fehlt er bei der Arbeit, verliert er diese, geht er nicht zum Arbeitsamt dann bekommt er Geldleistungen gestrichen – ein Teufelskreis! Eine vorherige Abstimmung mit dem Kunden seitens der Arbeitsämter oder Jobcenter – Fehlanzeige! Dies würde ja mächtig am Selbstverständnis eines Amtes kratzen, daß man über dem Bürger steht und nicht etwa der Bürger gleichberechtigt ist.

Entscheidungen im „Zweifel für den Angeklagten“ so wie in der Justiz, die sind bei Arbeitsämtern Mangelware. Heiner Geißler brachte dies neulich in der Talkrunde bei Maischberger mit einem Vorstandsmitglied der Arbeitsagentur Nürnberg auf den Punkt und prangerte die menschenfeindliche Praxis in den Arbeitsämtern und Jobcentern an, daß man von dem früher praktizierten Grundsatz abgewichen sei, im Zweifel immer für den Bürger zu entscheiden und nicht sich dem Spardiktat der Ämter zu unterwerfen. Er führte auch aus, daß es ein Skandal sei, daß es interne Anweisungen in den Ämtern gebe, möglichst viele Geldzahlungen einzusparen und Kunden repressiv zu behandeln, man stifte dadurch die Sachbearbeiter auf den Ämtern geradezu an, Arbeitslose mit Sanktionen zu belegen oder mit Hinhaltungstaktik und Kniffen Gelder an Kunden zu verweigern.

Ähnliche Allüren legen sehr oft Bedienstete im Gesundheitswesen an den Tag. Da ist es das Ausgeliefertsein durch Hilflosigkeit bei Krankheit oder Pflege von Patienten was zu Machtausübung führt. Da gab es mal einen interessanten Bericht eines Journalisten, der jeweils 4 Wochen lang sich einmal in ein Pflegeheim begab und in ein Hotel und dann die Leistungen und den Service verglich. Für je 2.000 Euro monatlich war er einmal unmündiges Objekt, vom Personal schlecht versorgt, und der Ton des eigentlich dem „Dienen“ verpflichtenden Personals war absolut nicht zuvorkommend, sondern kommandierend von oben herab. Im Gegensatz dazu die Behandlung im Hotel, ebenfalls 2.000 Euro monatlich kostend, zuvorkommend, jeden Wunsch dem Kunden von den Augen ablesend, eben „dienend“ und dazu Essen nach Wunsch und von den Wohnverhältnissen angefangen bis hin zur kleinsten Kleinigkeit zu dem Pflegeheim ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ja und die Bezahlung war in beiden Fällen gleich! Diese Mentalität des „Nichtdienen wollen“, sondern kommandieren wollen, die ist in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens so festgemauert in der Erden wie die Glocke in Schillers berühmten Gedicht.

Umso rühmlicher erfreuen einen die Ausnahmen. So gibt es natürlich wunderbare Handelsleute und das Einkaufen in den Tabakgeschäften in der Johannisstraße oder in der Poetschstraße in Dessau-Roßlau sind ein wahres Vergnügen wegen der netten Art und dem guten Service. Genauso zuvorkommend wird man im Lebensmittelgeschäft Bönicke behandelt und über die vorbildlichen „Ärzte der alten Schule“ habe ich ja hier schon im Blog berichtet, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2008/08/rzte-der-alten-schule.html, wie die Hautarztpraxis von Dr. Kaste und die Augenarztpraxis von Dr. Wege. Nennen möchte ich auch den Köthener Urologen Dr. Bittner, ein geradezu großartiger Arzt wie er nicht besser sein könnte, der seine Patienten nicht unmündig behandelt, aber trotzdem durch sein Ethos des „Dienens an den Menschen“ natürlichen Respekt sich erworben hat.

Und wie sieht es bei den gewerblichen Dienstleistern aus, diejenigen die ja explizit das „Dienen“ für den Kunden auf ihre Fahnen geschrieben haben? Von „Dienen“ kaum eine Spur, schöde Abzocke ist oft das einzigste Motiv und Pünktlichkeit und Vertragstreue oft ein Fremdwort. Hat man etwa mit einem Handwerker einen Vertrag geschlossen und ein fester Liefertermin wurde vereinbart, so heißt dies noch lange nicht, daß das dann auch klappt. All diese Schlampereien und Unpünktlichkeiten aufzuzählen die ich persönlich mit deutschen Handwerkern erlebt habe, dies würde Bände füllen und wer glaubt dies wäre nur in der DDR-Zeit angesiedelt gewesen, der täuscht sich gewaltig, dies ist nur unwesentlich besser geworden heutzutage.

Aber auch da wieder rühmliche Ausnahmen. Ein Musterbeispiel für vorbildlichen Kundenservice und Freundlichkeit ist das Transportunternehmen Otto Glathe in Dessau. Dies erlebte ich gestern wieder, als ich selber nicht Auto fahren konnte und zu einem medizinischen Eingriff mußte. Da die Firma Otto Glathe neben normalen Taxifahrten sich auch auf Krankenfahrten spezialisiert hat, ist der Service wirklich erstklassig, absolute Pünktlichkeit und ein umsorgender Umgang mit dem Kunden der seinesgleichen sucht. Ich möchte mich daher an dieser Stelle für den hervorragenden Service gestern bei dem Fahrer und der Einsatzleitung der Firma Otto Glathe bedanken. Es war im Übrigen derselbe nette Fahrer, der im vorigen Jahr meine Mutter von Halle nach Dessau mit einem Krankenfahrzeug der Firma Otto Glathe gefahren hatte. Dieser Termin war damals ganz kurzfristig und sehr wichtig für meine Mutter weil sie auf keinen Fall noch länger in der Hallenser Klinik bleiben wollte. Obwohl solche kurzfristigen Einsätze schlecht zu organisieren sind, die nette Frau Glathe machte es möglich, nicht aus Eigennutz, sondern weil sie ein Herz hatte für die Situation meiner Mutter, dies im Gegensatz zu anderen Transportunternehmen die wenig Engagement zeigten unter dem Motto: „Morgen, morgen nur nicht heute!“ und „Rufen Sie doch nächste Woche noch mal an, da haben wir wieder Zeit.“

"Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen" – dieser Spruch über das Beerensammeln, den praktiziere ich ja auch hier im Blog im übertragenen Sinne. Es ist also durchaus nicht so, daß ich nur Kritik übe, sondern es ist mir ebenso wichtig, daß positive Dinge auch gewürdigt werden.

Für alle diejenigen, die ein Einladungschreiben eines Jobcenters noch nie gesehen haben, hier mal eine Kopie eines solchen. Eine Dankeschön dem Empfänger für die Verfügungsstellung desselben.

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