Montag, 23. Februar 2009

Werbung in der Kindheit






Es ist schon merkwürdig, wie einprägend doch Werbung im Kindheitsalter ist. Wir hatten zuhause „Das Magazin“ abonniert, das weltoffenste und interessanteste Journal der DDR überhaupt, denn wo sonst gab es in den DDR-Medien diese liberale Mischung von Berichten auch aus der westlichen Welt, von Abenteuergeschichten, Humor, Kunst und natürlich jeweils mit einen Aktfoto und dies seit den 50er Jahren, Aktfotos die freizügiger waren als die Fotos die damals zu Zeiten der Prüderie unter Adenauer in den westlichen Zeitschriften zu finden waren. Daß mich damals natürlich das Aktfoto am meisten an dem Magazin reizte, dies liegt in der Natur des Menschen und es gab ja ansonsten in der DDR keinerlei sonstige erotische Stimulantien für pubertierende Knaben oder für erotiksüchtige Erwachsene. Ging man zum Friseur und las da während der Wartezeit „Das Magazin“, so fehlte fast immer das Aktfoto. Das hatte man nicht etwa aus Jugendschutzgründen herausgerissen, sondern dies taten die Kunden selber. Meine Schulkameraden im Alter so von 10 bis 14 Jahren gingen sehr oft nur deshalb zum Friseur um so ein Aktfoto zu stibitzen. Dies war nicht ungefährlich, denn man durfte sich nicht erwischen lassen, vom alten Friseurmeister Schülske in Dessau-Ziebigk.

Werbung interessierte mich eigentlich damals nicht, aber sie hat dennoch ihre Spuren hinterlassen, unmerklich hat sie sich in das Gehirn eingebrannt, denn als ich dieser Tage meine große Sammlung von hunderten Magazinen sichtete, da erinnerte ich mich sofort an all diese DDR-Werbung und wußte sofort um was für Artikel es sich handelte. Da war dieses scheußlich riechende Fliegentodmittel namens „Mux“ welches wir auch versprühten und welches wirklich half. Es hieß dann nur: „Wir müssen mal wieder muxen!“, wenn wir dieses Mittel sprühten. Aber dieses Mux-Männchen aus der Werbung, das mochte ich, dies hatte es wirklich geschafft diesem Produkt ein positives Image zu geben.

Ja und dann diese wenig lecker schmeckende „Bino-Würze, „Maggi“ der DDR, die schmeckte doch gleich besser durch das Bino-Männchen, einen an einen Amor erinnernden leichtbekleideten kleinen Koch.

Zahlenlotto, mit der Aussicht auf ein schönes materielles Leben ohne erst schwer arbeiten zu müssen, dies lockte viele DDR-Bürger! Es wurde viel gespielt in der DDR.


Und die Werbung des „Globo“-Autopflegemittels, die ging nun ganz an der DDR-Wirklichkeit vorbei, denn der Besitz eines schnittigen Wartburgs war für die meisten nur ein Traum. Mein Vater hatte Glück, er wurde jeden Arbeitstag bei seinem Posten in den 60er Jahren von einem Chauffeur mit so einem Wartburg gefahren. Das Design dieses Autos gefällt mir noch heute, da es so wunderbar den Stil der 50er Jahre ausdrückt, den sogenannten Stromlinienstil, ein Begriff der auch in der Kunstgeschichte Eingang gefunden hat. Die hübsche junge Dame auf dem Auto bei der „Globo“-Werbung verkörpert durch ihr Petticoat-Kleid ebenfalls diesen Stil der 50er Jahre.

Komisch finde ich heute die „Schirdewan“-Werbung. Einmal wegen dieser naiven Aufforderung bei nahender Grippe einen Grog zu trinken und zum zweiten wegen dem Namen Schirdewan, denn Schirdewan war ja der Gegenspieler von Ulbricht. Ulbricht gewann bekanntermaßen den SED-internen Machtkampf und Schirdewan wurde seiner Ämter enthoben. Na und „Imi“ kannte jeder DDR-Bürger, damit wusch man ab. Auch wir taten dies, bis dann das Spülmittel „Fit“ auf den Markt kam. Daß „Wofasept“ ein Hygienemittel für die Frau war, dies erfuhr ich erst heute beim Anschauen dieser alten Werbung. Diese Werbeaussage mußte also total an mir vorübergegangen sein. „Wofasept“ hatten wir zwar im Haushalt, aber wir benutzten es als Desinfektionsmittel.

Die Vitamin-Pillen „Summavit“ die kenne ich sehr gut, denn wir nahmen sie eine lange Zeit lang. Schwer war es an das gute Selterswasser „Margon“ heranzukommen. Dies war eindeutig eine Bückware. In Halle gab es diese Selters ja öfter, da sie dort hergestellt wurde. Hauptsächlich bekamen aber Betriebe mit Schwerarbeitern oder LPG´n dieses Wasser. Verständlich, bei Arbeiten an Hochöfen und bei Erntearbeiten in glühender Hitze und dem Durst dabei! „Margon“-Wasser schmeckte und es ist dies ja ein Produkt welches die Zeiten überdauert hat. Gern kaufe ich es heute noch, denn es schmeckt tatsächlich immer noch so gut wie früher und es ist in nicht geringem Maße eventuell auch die Nachwirkung der Werbung von damals und ein gutes Quentchen Nostalgie.

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