Sonntag, 13. Januar 2013

Diskussionen über die Dessauer Tafel durch neue Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung neu angefacht



Typisch, da stellt der Dessau-Roßlauer Sozialdezernent (SPD) einen Persilschein für den Vorsitzenden der Dessauer Tafel aus, lobt ihn über den grünen Klee und kennt überhaupt keine Kritik an der „Institution“ Dessauer Tafel (seit wann ist ein sozialer Verein eine Institution?), die angeblich den „sozialen Frieden in der Stadt“ garantiere, obwohl er angeblich keine Kritik kennt, schmettert er diese ab, lobt stattdessen die Tafel, siehe MZ-Zeitungsartikel von gestern: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1357731498388&openMenu=987490165154&calledPageId=987490165154&listid=994342720546. Das wäre dann so, als wenn ein Richter sich ein Urteil bildet allein aus dem was die Verteidigung vorbringt, aber die Anklage erst gar nicht zu Wort kommen läßt, ja in der Urteilsverkündigung meint, daß er, der Richter, von Anklagen nie etwas vernommen hätte. 

Na, ja! Dann meint da auf der selben Seite der MZ (leider nicht online zu lesen) der Tafelbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, daß auch ein halbes Jahr Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums von ausgegebenen Lebensmitteln an die Armen okay wäre. Die könnten ja Verdorbenes zurück bringen, umtauschen oder eben überhaupt nicht annehmen. Na toll, da wird dann der schwarze Peter auf die Armen geschoben die aus finanziellen Gründen gezwungen sind, sich Lebensmittel bei der Tafel zu holen. 

Wie gefährlich es sein kann, wenn verdorbene Lebensmittel konsumiert werden, dies zeigen die jährlich viele tausende Lebensmittelvergiftungen. Soll nun die alte Oma mit Minirente wissen ob der Fisch (gab es schon öfter bei der Dessauer Tafel) noch gut ist, obwohl er eventuell 14 Tage über dem MHD lag? Oder wie kann die alte Oma wissen ob das Gemüse, das Obst, das Brot schon angeschimmelt war, wenn sie von der Tafel Stücke bekommt, wo ganze Enden weggeschnitten waren? So einem Brot, so einem Gemüse sieht man es nicht an, daß ein weggeschnittenes Teil verschimmelt war und schmecken kann man es auch nicht, aber die Schimmelsporen sind trotzdem auch in dem scheinbar noch guten Teil. Weiß dieser Tafelbeauftragte dieses nicht? Meine Meinung ist, rausschneiden müßte generell verboten werden und so etwas dürfte nicht in Umlauf kommen. 

Ja, und dann nahm er Stellung zu den Extraverkäufen, daß Pizza, Konserven, Textilien, Drogerieartikel usw. extra gelöhnt werden müssen, neben den obligatorischen 2,50 Euro (waren 2011 noch 2,00 Euro). Da ging es ihm nur darum, daß dies ordnungsgemäß beim Finanzamt abgerechnet wird. Aber darum geht es überhaupt nicht, sondern darum, daß den Armen überhaupt für diese Extras Geld abgenommen wird, denn es sind gespendete abgelaufene oder aussortierte Sachen des Handels, die verkauft werden sollen? Es sollten doch Arme dort kostenlos etwas bekommen und nicht, daß sie für abgelaufene aussortierte Ware noch bezahlen sollen bei ihren klammen Finanzen. Soll das also so weiter gehen, daß dort Ware verkauft wird? Das soll sozial sein? 

Es geht doch auch anders, bei der Dessauer Bahnhofsmission z.B. Obwohl die nur 2 Bürgerarbeiter hat (die Tafel hat 10) wird da wirklich Menschen in Not unbürokratisch geholfen. Es gibt dort keine Wartezeit von rund einem Jahr wie bei der Tafel, sondern wer Hilfe braucht, bekommt sie sofort (Essen, Trinken, Bekleidung, Hilfestellung mit Ämtern usw.), dies ohne viel Bürokratie wie bei der Tafel. Bei der Tafel bekommt man nur die Berechtigung in den Lebensmittelbezug zu kommen mit amtlichen Bescheiden über das Einkommen, dies dann auch mit viel bürokratischen Mätzchen - Beispiel dieser Tafel-Bürokratie: Ein Bekannter von mir ist derzeit krank mit der Bandscheibe, kann im Januar nicht seine Kiste holen, hat sich deshalb ordnungsgemäß für diese Zeit abgemeldet, seinen Hartz-IV-Bescheid per Email-Anhang der Tafel zugesandt, retour kam wortwörtlich aus der mir eingesehenen Email der Tafel: „Hallo Herr .....,
Ihre Abmeldung für den Januar haben wir vermerkt.
Wir haben ihre Bewilligung vom Jobcenter über das Internet erhalten. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Sie ihre Unterlagen vom Jobcenter im Original vorlegen müssen. Dass ist doch nicht böse gemeint, oder Schikane. Es muss doch jeder die Unterlagen im Original vorzeigen.“

Leute, Leute, was für ein Bürokratismus! So was gibt’s nicht mal bei staatlichen Ämtern, wo Bescheide über Emailanhang mittlerweile normal sind. Alles das gibt es bei der Bahnhofsmission nicht, es wird sofort geholfen ohne Prüfung von amtlichen Bescheiden, die nämlich bedürftige Menschen oft nicht haben, die z.B. durch irgendwelche Gründe aus dem Hartz-IV-Bezug rausgeflogen sind und vollkommen auf schnelle unbürokratische Hilfe angewiesen sind. Was auch bei der Bahnhofsmission vollkommen unmöglich wäre, daß dort etwa ein alter Rentner der sich aus dem unentgeltlichen Bekleidungsangebot der Bahnhofsmission 3 Sachen rausnimmt so angemotzt werden würde, wie bei der Tafel, siehe der Chef der Tafel an den Rentner: „Wenn Du noch einmal dir drei Blumensträuße nimmst, dann fliegst Du, bekommst nichts mehr von uns, dann ist es aus!“ (http://barrynoa.blogspot.de/2012/11/neues-wurdelose-dessauer-tafel.html ) - Ist ja nun tatsächlich rausgeflogen, da hatte der Tafelchef seine Macht gezeigt, dies sogar schriftlich per Einschreiben mit Rückschein, die Tafel hat´s ja, da kommt es auf ein paar Euro Porto nicht an. 

Bei der Dessauer Bahnhofsmission herrscht von Seiten der Mitarbeiter und der Leiterin immer ein freundlicher und höflicher Ton und dies zu jedem. Und Drohungen aus der BM raus zu fliegen wegen so etwas Läppischen wegen einem Blumenstrauß zu viel, wären dort vollkommen unmöglich. Ich habe mal ein Jahr in der BM als Mitarbeiter gearbeitet und dort kamen manchmal recht schwierige Menschen, aber Anbrüllen und Anpöbeln von Besuchern seitens des Personals oder gar der Leiterin wäre vollkommen unmöglich gewesen und schon gar nicht hätte ein junger Mitarbeiter einen alten Rentner angebrüllt, das verbietet schon der ganz normale Anstand, wenn man eine gute Kinderstube genossen hat, weiß man das. Das hat auch etwas mit Würde zu tun. Ich finde es schade, daß die Bahnhofsmission nicht dieses große Spendenaufkommen hat wie die Tafel, wo man dauernd liest, daß sie mal wieder tausende Euro an Spenden erhalten haben.

Auch wenn leider die MZ-Facebook-Diskussion nicht mehr zu finden ist(???) geht die Diskussion weiter, siehe: http://hartz.info/index.php?topic=56549.0 . Hochinteressant die neuen Beiträge so ab Seite 15/16 wegen der Artikel von Betroffenen. Es ist nicht anzuraten bei der MZ zu posten, da diese eindeutig parteilich ist und die Gefahr besteht das Leser- Beiträge nachher weg sind, siehe über 70 Postings bei MZ-Facebook zu diesem Thema. 

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