Montag, 16. August 2010

Zwischen Kunst und Kitsch - Gobelins



Kennen Sie noch diese furchtbaren Gobelins die früher bei alten Leuten über dem Sofa hingen? Ich meine nicht die wunderbar gewirkten großen Textilien die um 1700 die Schlösser schmückten, die wahre Meisterwerke der Gobelinkunst waren, sondern diese trivialen Gobelins um 1900 bis in die Neuzeit hinein, die sich Proletarierfamilien an die Wand hingen. Sehr oft war der berühmte röhrende Hirsch darauf zu sehen oder irgend ein anderes typisch kitschiges Motiv. Gerade proletarische Schichten waren und sind für Kitsch empfindlich. Dies ist auch heute noch oft der Fall, dies zeigen die massenhaften Kitschartikel bei vietnamesischen Händlern. Die Stilbildung ist in proletenhaften Schichten und dem Kleinbürgertum meistens nicht sehr ausgeprägt und man zieht Kitsch der Kunst vor. Der oben abgebildete Gobelin ist ein Zwischending zwischen Kunst und Kitsch. Er ist mir mal geschenkt worden. Ich selbst mag ihn nicht, deshalb liegt er bei mir in der Schublade. Positiv an ihm ist, daß die höfische Motivwahl nicht schlecht ist, wenngleich es mehr oder weniger ein 4. Rokoko ist, so um 1900 hergestellt. Wäre es aus der richtigen Rokoko-Zeit, dann würde ich das Stück positiver sehen, aber so ist es wie beim Kaffee, ein vierter Aufguß ist nicht mehr bekömmlich.

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