Ludwig XV. von Frankreich
Ludwig XV., französisch Louis XV. (* 15.2.1710 ; † 10.5.1774), vom Volk „der Vielgeliebte“ (frz. le Bien-Aimé) genannt, ist meines Erachtens ein König dem wir viel zu verdanken haben. Die Nachwelt flocht ihm keine Ruhmeskränze, eher wurde er verachtet wegen seines „lüderlichen“ Lebenswandels, denn seine Liebschaften und Vielzahl der Mätressen stören noch heute prüde und sittenstrenge Menschen, aber dieser Wesenszug vom ihm, der ein libertärer war, gestattete auch, daß er die Aufklärer gewähren ließ, im Gegensatz zu anderen Herrschern, welche die Aufklärung unterdrückten.
der jugendliche Ludwig XV.
So konnte, begünstigt durch den libertären Lebenswandel Ludwig XV. die Aufklärung in Frankreich aufblühen und auf ganz Europa ausstrahlen. Bis in unsere Zeit ist die Aufklärung unter Ludwig XV. präsent und ist das große Korrektiv gegenüber der Kirche. Bekanntlich war Ludwig XV. kein Frömmler, stand der Kirche fremd gegenüber, ganz im Gegensatz zu seiner Gattin. Vielleicht auch deshalb suchte er Zerstreuung bei diversen Geliebten und Mätressen, deren bekannteste die Madame de Pompadour, die Gräfin Dubarry und die erst 15 Jahre junge Marie-Louise O’Murphy waren. Letztere ist uns noch heute durch das bekannte Aktbild des berühmten Malers Francois Boucher geläufig. Als Marie-Louise gerade 14 war stand sie nackt Modell für Francois Boucher. Das Bild gefiel einem Höfling, der Marie-Louise Ludwig XV. vorstellte. Sie wurde eine der Mätressen des Königs und gebar ihm bald eine illegitime Tochter. Heute undenkbar, daß ein Maler eine 14jährige nackt malt und ein König oder ein Staatsoberhaupt eine Jugendliche zur Mätresse nimmt. Aber die damalige Zeit hatte ein anderes Verhältnis zum Alter, so wurde Ludwig XV. mit Erreichen des 13. Lebensjahres für volljährig erklärt und König und er heiratete im Alter von 15 Jahren die 8 Jahre ältere polnische Prinzessin Maria Leszczynska.
Mätresse Marie-Louise O’Murphy
Mätresse Gräfin Dubarry
Alles in allem war Ludwig ein toleranter Herrscher und nur wegen dieser Toleranz, die eigentlich seinen Ursprung in seinem unsittlichem Lebenswandel hat und sich auch auf gesellschaftliche Bereiche ausdehnte, konnten die französischen Aufklärer wirken. Dies betraf vor allem die Enzyklopädisten, die der französischen Revolution letztendlich den Weg ebneten. All die Denker, die den fortschrittlichen Geist Europas so prägten und noch heute prägen, begannen unter Ludwig XV. weitgehend ungestört, so u.a. d`Alembert, Montesquieu, Diderot, Rousseau und der große Voltaire.
die Dichterkrönung Voltaires
Mit Begeisterung verschlang ich zu DDR-Zeiten 2 Bücher, welche die Zeit Ludwig XV. behandelten, einmal den Roman von István Benedek „Pariser Salons“ und die literarische Korrespondenz von Melchior Grimm „Paris zündet die Lichter an“. „Pariser Salons“ ist eine fiktive durch Briefdokumente ergänzte Selbstbiografie der Julie de Lespinasse, welche die wichtigsten geistigen Strömungen jener Zeit aufzeigt und Kenntnisse über die so wichtige Epoche der europäischen Kulturgeschichte vermittelt. „Paris zündet die Lichter an“ ist von Diderots Freund, dem Diplomaten und Schriftsteller Melchior Grimm, der europäischen Fürsten von 1753 bis 1793 monatlich zweimal vertraulich über alles was in Paris in Gesellschaft, Literatur, Philosophie, Kunst, Wissenschaft und Mode an Bemerkenswertem vorging, berichtete. So entstand aus diesen Geheimberichten aus hunderten Szenen, Bildern und Anekdoten ein einzigartiges Panorama der französischen Kultur im Zeitalter der Aufklärung bis hin zur Revolution, zusammengefaßt in diesem Buch. Ich empfehle beide Bücher meinen Bloglesern zum besseren Verständnis der Zeit Ludwig XV. und der Aufklärung, die Europa in eine neue Zeit führte.
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