Sonntag, 28. August 2016

"Roter Morgen": Outing oder Scheringer

Wie so oft, sind die Beiträge des „Roten Morgen“ (http://www.rotermorgen.info), dem Zentralorgan der KPD/ML, unbedingt lesenswert, da sie von wahrhaft linker Position aus geschrieben werden und sich damit radikal abheben von dem pseudolinken Geschreibsel pseudolinker Gruppen und Parteien.

Ich reblogge mal wieder einen Beitrag aus „Roter Morgen“, vom 16.8.16:
 
 



Outing oder Scheringer

Autos abfackeln, Fensterscheiben einwerfen, echte Nazis oder vermeintliche wie Konservative oder Abtrünnige der Allparteien-Koalition denunzieren oder bei Nachbarn oder Arbeitsstellen an den Pranger stellen (in Ami-Sprache outing genannt) und dann die „Heldentaten“ bei linksunten.indymedia stolz ins Netz stellen – das soll ein ernsthafter antifaschistischer Kampf sein?
Dieser spätpubertäre „Linkshooliganismus“ hat seine Basis in dem blöden, moralisierenden und bequemen Spruch: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Der Faschismus ist sehr wohl eine Meinung, eine rückwärts gewandte terroristische Weltanschauung, die schlimmstenfalls Millionen von Menschen organisieren und in die Katastrophe treiben kann. Der Kampf um die Meinungshoheit ist hier überlebensnotwendig und steht gegenüber der Faust im Vorrang gerade im Zeitalter des Internets. Den Feind als Unkraut, Ungeziefer, Ratten oder Schädlinge zu bezeichnen, das müßte in einer zivilisierten Welt, im 21. Jahrhundert vorbei sein. Das erinnert an das Kesseltreiben der Roten Garden in China gegen echte und vermeintliche Revisionisten, an das Köpfen von „Ungläubigen“ des IS. Zum Vergasen ist es dann kein großer Schritt mehr. Verbrecher werden heutzutage nicht mehr nur weggesperrt, sondern die Resozialisierung, die Abkehr von Verbrechen und Eingliederung steht im Vordergrund.

Hätte man einen Funken von Marxismus im kleinen Gehirn, müßte einem auffallen, daß die Antifa hauptsächlich aus Gymnasiasten und Studenten besteht, die Rechten dagegen aus Hauptschülern, Hooligans, Arbeitslosen, Handarbeitern.

Es müßte einem auffallen, daß es an fast jeder Schule Projekte „Gegen Rechts“ gibt und die Lehrer an vorderster Stelle aktiv sind. In früheren Zeiten griffen die linken Schülerzeitungen die Lehrer und die Schulen als Indoktrinationsapparate der Bourgeoisie an.

Es müßte einem auffallen, daß der „Kampf gegen rechts“ vom Staat und bürgerlichen Stifungen mit Millionen Euros gefördert wird.

Es müßte einem auffallen, daß man sich mit Parolen wie „Nationalismus ist keine Alternative (NIKA) und „Multikulti ist alternativlos“ (Angela Merkel) im trauten Einklang mit den oberen Zehntausend befindet.

Für das um die Welt vagabundierende Großkapital sind Wahlen, Sozialsysteme und Gewerkschaften in den Nationalstaaten große Hindernisse in der grenzenlosen Ausbeutung.

Die Nationalstaaten als Rest von Demokratie, Identität und Zusammenhalt sollen durch Instrumente wie Kommissionen, NATO usw. ersetzt werden. Der Kapitalismus schleudert bei seinem Fortgang immer neue Menschenmassen in die Armut . Früher waren es die Kleinbauern und Tante Emma Läden. Vor kurzem waren es die Opel-Arbeiter und Milchbauern. Künftig werden es Lokführer, Bankangestellte und Informatiker sein. Dies herausgeschleuderten Menschen trauern zuerst den guten alten Zeiten nach, wollen die alte CDU und die alte SPD z. B. in Form der AfD wieder haben.
Hierauf nur mit Blockieren, persönlichen Angriffen und der Einstellung „alle sind Nazis außer Mutti“ führt nur zu Haß, Gewalt, Spaltung und letztendlich Bürgerkrieg.Man muß den Leuten das kapitalistische System erklären und ihnen aufzeigen, daß die „guten alten Zeiten“ nicht mehr wieder kommen werden und die „neuen guten Zeiten“, der Sozialismus erkämpft werden kann.

Wie gingen die Kommunisten das Problem an

Die Kommunisten der 20er und 30er Jahre, und auch noch in den 60er und 70er betrachteten die Nazis nicht als Rasse, die es auszurotten gilt wie die heutige Antifa, sondern als irregeleitete Menschen. Die Arbeiter der Weimarer Republik waren radikalisiert und gingen zur SA oder zum Rotfrontkämpferbund. Der Riß ging durch die Arbeiterfamilien und man wechselte auch oft hin und her. Ein bekanntes Beispiel des Wandels vom Nazi zum Kommunisten war Richard Scheringer. Noch 1930 wurde er wegen nationalsozialistischer Umtriebe zu Festungshaft verurteilt. Im Gefängnis wurde er durch die Überzeugungsarbeit eines Genossen zum Kommunisten. Lange Jahre, von 1945 bis1968 leitete er die illegale KPD in Bayern und war bis zu seinem Tod im Vorstand der DKP. Die Scheringer-Staffeln , militante kommunistische Einheiten waren am Ende der Weimarer Republik gegen die Schlägertruppen der Nazis aktiv.

Auch Ernst Aust, der Initiator der ml.- und K-Gruppen-Bewegung in der BRD, Gründer der KPD/ML , einst Elite-Soldat der Wehrmacht wurde in der Gefangenschaft durch einen britischen Genossen zum Kommunisten. Viele andere aus der Hitlerjugend arbeiteten später in der illegalen KPD oder im Deutschen Freidenker Verband. Auch in der 70er Jahren wechselten noch Lehrlinge von den Jungen Nationaldemokraten zum KJVD der KPD/AO und wurden Klassenkämpfer.

Ernst Aust und Klaus Schalldach (ZK der KPD/ML) führten Gespräche mit nationalistischen Gruppen, um herauszufinden, ob sie bereit waren einen antiimperialistischen Weg zu gehen. Damals gab es noch nicht den Begriff der „Kontaktschuld“ (der hat mit einem gesprochen, der jemand kennt, der wiederum den Cousin von XY kennt – igitt!).

Aber die Debatte kann man eben nur führen, wenn man selber einen festen Standpunkt hat und den Marxismus kennt. Daran mangelt es der Linken.

Keine Kommentare: