Donnerstag, 3. April 2008

B.N. und die Wassernuss




Eine besondere Lieblingslandschaft von mir ist der Großkühnauer Park mit dem Kühnauer See, in dessen Badeanstalt ich zu DDR-Zeiten Stammgast war. Dieser Park bildet den westlichsten Zipfel des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches und er ist eigentlich dem Wörlitzer Park ebenbürtig, was die Ästhetik anlangt, man denke da nur an das Weinbergschlößchen mit seinen Weinterrassen, auf dessen Turm man einen herrlichen Ausblick auf den Kühnauer See und die Elbaue hat, dann das Kühnauer Schloß und die neugotische Kirche und die Überreste des alten Burgwards Quina aus dem 10. Jahrhundert. Interessant ist natürlich auch, daß im Kühnauer Schloß der Bruder des Fürsten Franz, Albert, seinen Wohnsitz hatte, ein Adliger der ein ganz anderes Leben führte wie seine damaligen Standesgenossen. Heute würde man ihn einen anarchistischen Aussteiger nennen, zur damaligen Zeit galt er als Sonderling. Über den Park hatte ich schon zu DDR-Zeiten in der Publikation des Rates der Stadt Dessau "Dessauer Informationen" in meinen Naherholungstipps ausführlich geschrieben. Zu späterer Zeit werde ich ein paar dieser Tipps im Blog einscannen, so auch den Bericht über den Kühnauer Park. Deshalb hier und heute keine weiteren Hintergrundinfos über den Park, sondern nur eine kleine Randnotiz zur Flora des Gebietes.

Gestern fiel mir durch Zufall eine alte Wassernuss (trapa natans) wieder in die Hände. Jahrzehnte hatte ich sie verkramt und vermißt und hatte eigentlich angenommen, daß sie verloren gegangen wäre. Als junger Mann hatte ich für die LDZ eine Reportage über den Großkühnauer Schwimmmeister Rabach gemacht und hatte mir da auch mal einen Kahn ausgeliehen und bin damit über den See geschippert. Bei dieser Gelegenheit schwamm eine Wassernuss an mir vorüber die ich aus dem Wasser fischen konnte. Dies war Ende der 70er Jahre und zu dieser Zeit war die Wassernuß im Kühnauer See schon extrem selten. Nach der Wende wurde der Kühnauer See saniert und dem fielen die letzten Überreste der Wassernuss-Population zum Opfer. Die Wassernuss zählt derzeit zu den sehr stark gefährdeten Pflanzen in Deutschland, sie kommt nur noch in winzigen Restbeständen vor. Man kann sich kaum vorstellen, daß bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Kühnauer Dorfbevölkerung wagenweise Wassernüsse aus dem See erntete und diese in guten Jahren sogar an die Schweine verfütterte. Damals galt die Wassernuß als Nahrungsmittel für den Menschen, da stärkehaltig ähnlich der Kartoffel und wie die Kartoffel mußte auch die Wassernuss erst gekocht werden, damit man sie essen konnte. So ändern sich die Zeiten! Kaum ein heutiger Kühnauer weiss noch, daß die früheren Bewohner sich auf diese Weise ernährten. Aber wo soll auch dieses Traditionsbewußtsein herkommen? Echte Anhalter gibt es kaum noch, die Stadt Dessau ist eine Stadt des Zuzugs, dies geht schon seit ca. 150 Jahren so. 99% der Bevölkerung fühlt sich nicht als Anhalter und ist auch nicht anhaltisch. Wo sollte da wohl diese Verbundenheit zur anhaltischen Heimat herkommen?
Das obere Foto zeigt den Kühnauer See auf einem Gemälde um 1750, dem Maler Krägen zugeschrieben. Dieses Bild befindet sich in Dessauer Privatbesitz. Der Besitzer ist mir bekannt, er möchte aber nicht genannt werden. Erstmalig wird ein Foto dieses Gemäldes veröffentlicht, eine echte kunsthistorische Premiere und dies im B.N.-Blog! Nach Angaben des Besitzers zeigt das Bild den Teil des Kühnauer Sees mit der sogenannten Fischerinsel und der darauf stehenden Fischerhütte. Diese Fischerinsel ist auf alten Landkarten noch zu finden, besteht aber schon lange nicht mehr.
Das untere Foto zeigt besagte Wassernuss auf meiner Hand. Anbei noch ein kleiner Auszug aus Wikipedia:
"Die Wassernuss ist eine krautige Pflanze, die in stehenden Gewässern vorkommt und in 30 bis 60 cm Tiefe im Boden verankert ist. Ihre Blattstiele haben Schwimmkörper, so dass die fächerförmigen Lubblätter rosettenartig an der Wasseroberfläche schwimmen. Die Blätter tauchen jedoch erst im Juni auf, im Herbst verfärben sie sich rot und sterben dann ab.
Die Wassernuss blüht von Juli bis August. Ihre unscheinbaren Blüten sind weiß und radiärsymetrisch. Es entwickelt sich eine dunkelbraune, hartschalige Frucht, die an zwei, oft auch an vier Enden mit spitzen Dornen bewehrt ist, mit dem sie sich im Seegrund verankern kann und einen weißen Kern enthält, der zu 20 % aus Stärke besteht."

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