Freitag, 5. Juli 2019

Erinnerung an den Wisentstier "Benno"

Der Opa hat immer gesagt, das größte Ungeziefer ist der Mensch!"

Uwe Steimle

„Diese Spezies (die Menschheit), zergliedert in Einzelindividuen, die sich nicht im geringsten ihrer moralischen Deformation schämen, die sich empören über menschliche Kriegstote und vergessen, dass die Summe aller Kriegstoten der Menschheitsgeschichte in ca. 5 Tagen an Zahl und Grausamkeit in den Schlachthäusern des Planeten übertroffen wird. Mehr als 600 Millionen Lebewesen werden in diesem Zeitraum für den menschlichen Gaumenkitzel ermordet. Täglich kommen mehr als 200.000 neue Spieler (Menschen) hinzu, pro Sekunde ca. 2,7 Wesen (derzeit 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde!), die den Planeten wie eine Springflut überschwemmen, in alle Winkel der bisher freien Natur drängen, eine vernichtende Spur hinterlassen und ihre Existenz gnadenlos und rücksichtslos an die Stelle der dort lebenden Tierwelt setzen.“

Dr. Gunter Bleibohm


                Ansichtskarte: Berlin Zoologischer Garten, Wisentstier Benno 1943


Ohne Zoos gäbe es in Europa keine Wisente mehr! Der letzte deutsche Wisent fiel schon im Jahre 1775 im Tapiauer Forst der Kugel eines Jägers zum Opfer. Bald gab es nur noch kümmerliche Reste im Wald von Bialowiez (Polen) und im westlichen Rußland, die später mit den Bialowiezer Wisenten vereinigt wurden. Noch im Jahre 1914 gab es dort den Bestand von 231 Bullen, 347 Kühen und 149 Kälbern. Bis auf 160 Stück fielen diese im 1. Weltkrieg den Kugeln von Wilderern zum Opfer, der Rest wurde später von ukrainischen Freischärlern bis zum letzten Stück vernichtet. 

Von der ehemals berühmten, noch 1918, 74 Stück zählenden Wisentherde des Fürsten Pleß in Oberschlesien, konnten nur 3 Stück gerettet werden, alle anderen hatten die Polen getötet. Große Teile Oberschlesiens, und damit auch Pleß, fielen aufgrund des Friedensvertrages von Versailles an Polen! Zu Pleß in Oberschlesien gibt es auch eine anhaltische Verbindung: 1765 erhielt Prinz Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthenvon seinem Onkel, Graf Johannes Erdmann von Promnitz, die Standesherrschaft Pleß mit drei Städten und 49 Dörfern, und nahm den Titel eines Fürsten von Anhalt-Köthen-Pleß an. 

1927 wurde der letzte Wisent in der Sowjetunion abgeschossen und damit endgültig in freier Wildbahn ausgerottet und überlebte nur in der Erhaltungszucht in Zoologischen Gärten. Eine durch und durch wertlose Menschheit rottete brutal eine wertvolle Tiergattung aus.

Nur dem Tierpark Berlin ist es zu verdanken, daß Europas größtes Landsäugetier überlebt hat.

Unvergessen bleibt den Berlinern der Wisentstier Benno, siehe obige Postkarte aus dem Jahre 1943, und die Wisentkuh Sonja, beide verewigt durch den Bildhauer Erich Oehme (https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Oehme), der die edlen Tiere in Meissener Porzellan anfertigte.




In meinem Besitz ist die Figur des Wisentstieres Benno, 1937 von Oehme geformt und 1943 in Meissen angefertigt, siehe Fotos. Ich finde die Figur großartig, weil ich diese großartigen edlen Tiere mag, die so übel von den menschlichen Lustmördern (Jäger) in freier Wildbahn zum Aussterben gebracht wurden. Widerlich dieses Jägergesindel, welches nicht erst heute sein Unwesen treibt, sondern schon seit frühen Zeiten. Jäger sind eine Spezies Mensch vor der man nur tiefen Abscheu empfinden kann. Merkwürdigerweise hat ein Jäger in der Gesellschaft hohes Ansehen. Um wieviel moralischer ist doch eine Prostituierte als so ein Jäger oder so eine Jägerin, wird aber von der Gesellschaft mißachtet. Daran sind die Kirchen nicht unwesentlich schuld, Prostitution wird als Sünde gebrandmarkt, wohingegen man für Jäger sogar spezielle Gottesdienste abhält (Hubertusmessen). Abstoßend so eine Kirche!  

Nur 70 Wisente überlebten in zoologischen Einrichtungen, nur so konnte die ganze Art vor dem gänzlichen Aussterben gerettet werden. Um sie zu sichern, war bereits 1923 die „Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents“ im Zoo Berlin als Initiative europäischer Zoodirektoren und Wissenschaftler gegründet worden. Das Bündnis war quasi Vorläufer der heutigen Erhaltungszuchtprogramme für viele andere bedrohte Tierarten. Seit 1872 zählen Wisente zum Bestand des Berliner Zoos. Im Tierpark leben nun wieder Exemplare seit dessen Eröffnung im Jahr 1955. Bis heute wurden in der Hauptstadt über 200 Wisente geboren. 

Im 2. Weltkrieg bombardierten Amerikaner und Engländer 1944 und 1945 auch den Berliner Zoo. Von den insgesamt 3715 Tieren überlebten nur 91. Benno und Sonja überlebten nicht, sie wurden von angloamerikanischen Bomben zerfetzt! Unverständlich, daß West-Berliner nach dem Krieg den Amerikanern und Engländern zujubelten. 

Der Wisent war früher in ganz Europa und im westlichen Asien heimisch. Über Jahrhunderte wurde er stark bejagt und in Europa so gut wie ausgerottet. Der letzte westeuropäische Wisent wurde 1919 erschossen und der letzte freilebende Wisent überhaupt 1927 im Kaukasus. Alle jetzt in Polen und Weißrußland wieder frei lebenden Wisente stammen von nur 12 in Zoos gehaltenen Wisenten ab, die 1946-1952 ausgewildert wurden (polnisch-weißrussisches Grenzgebiet). Über den Wisent: http://de.wikipedia.org/wiki/Wisent.
 
Es ist traurig, daß solch edle Tiere von den übelsten Raubtieren auf Erden, den Menschen, die sich parasitär mittlerweile auf 7,7 Milliarden Menschen vermehrt haben, bis auf wenige Exemplare ausgerottet wurden. 

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