Freitag, 7. Februar 2020

Kurt Tucholsky „Der schlimmste Feind"

Das Gedicht von Kurt Tucholsky „Der schlimmste Feind", das er dem Kämpfer der Münchner Räterepublik Ernst Toller 1926 widmete, sei der heutigen deutschen Sozialdemokratie und der Partei „Die Linke“ ins Stammbuch geschrieben. Es ist pervers, wenn diese Parteien, Slogans verwenden, wie „Kein Fußbreit den Faschisten“, wo sie selber die Sozialfaschisten sind. Sie meinen mit „Faschisten“, die konservativ-bürgerliche Partei AfD, wahrlich keine sozialistische Partei, aber absolut keine Faschisten, wie sie selber sind. Da schreien die Diebe: „Haltet den Dieb“ und zeigen auf ehrbare Bürger um von ihrem eigenen Diebstahl abzulenken. In etwa so ist das scheinheilige Verhalten der rot und grün lackierten Faschisten zu sehen.

Die Bourgeoisie tappt darauf rein und kreischt wie verrückt, daß ein FDP-Mann in Thüringen in einer geheimen Wahl auch von der AfD mit gewählt wurde. Achselzucken dagegen, damals in Sachsen-Anhalt, als sich der SPD-Mann Höppner mit den Stimmen der PDS zum Ministerpräsidenten wählen ließ und 4 Jahre lang in einer Minderheitsregierung von SPD und Grünen von der PDS nicht nur tolerieren ließ, sondern auf deren Wünsche einging. 

Das war in den 1990er Jahren und die Zeiten der SED-Herrschaft noch nicht lange her. 40 Jahre lang drangsalierte die SED das DDR-Volk - vergessen? Was aber hat die AfD dagegen auf dem Kerbholz? Wenn man die Nachfolgepartei der SED mit der AfD vergleicht, dann stellt sich schnell heraus, wer das meiste auf dem Kerbholz hat. Wenn also im Thüringer Landtag Abgeordnete nicht wollen, daß ein Bodo Ramelow von der Partei „Die Linke“, trotz Minderheit dort weiterhin an der Macht bleibt, dann ist das nicht nur legitim, sondern moralisch richtig. Ein auch von der AfD gewählter Kemmerich ist immer noch das kleinere Übel als ein Ramelow von der Linkspartei. 

Der schlimmste Feind
von Kurt Tucholsky

Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat,
das sind nicht die Soldaten;
es ist auch nicht der Rat der Stadt,
nicht Bergherrn, nicht Prälaten.
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
in seinen eignen Reihn.


Wer etwas diskutieren kann,
wer einmal Marx gelesen,
der hält sich schon für einen Mann
und für ein höheres Wesen.
Der ragt um einen Daumen klein
aus seinen eignen Reihn.

Der weiß nichts mehr von Klassenkampf
und nichts von Revolutionen;
der hat vor Streiken allen Dampf
und Furcht vor blauen Bohnen.
Der will nur in den Reichstag hinein
aus seinen eignen Reihn.

Klopft dem noch ein Regierungsrat
auf die Schulter: »Na, mein Lieber … «,
dann vergißt er das ganze Proletariat –
das ist das schlimmste Kaliber.
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eignen Reihn.

Paßt Obacht!
Da steht euer Feind,
der euch hundertmal verraten!
Den Bonzen loben gern vereint
Nationale und Demokraten.
Freiheit? Erlösung? Gute Nacht.
Ihr seid um die Frucht eures Leidens gebracht.
Das macht: Ihr konntet euch nicht befrein
von dem Feind aus den eignen Reihn.

Keine Kommentare: