Mittwoch, 8. August 2018

Ju 52 "Dessau" in der Schweiz abgestürzt, alle Insassen tot!



 
HB-HOT/A-702 getauft auf den Namen „Dessau“, zu sehen in „Agenten sterben einsam“ und „Operation Walküre“, am 4. August 2018 bei Absturz zerstört ǀ Foto: Kogo, GFDL / Wikimedia Commons

Auszug aus Compact-online:




von A. Benjamine Moser

 
Am früheren Nachmittag des 4. August 2018 flog „Tante Ju“ von Locarno-Magadino nach Dübendorf, wo die 17-plätzige Maschine sowie drei Crew Mitglieder zu einem zweitägigen Ausflug ins Tessin erwartet wurde. Die Maschine eine Junker 52 HP-HOT, getauft auf den Namen „Dessau“, steuerte aufs Martinsloch zu (hier scheint am 21. Dezember die Sonne durch eine kreisrunde Gesteinsformation und diente als Zeitindikator), machte eine Linkskurve und stürzte wie ein Stein vom Himmel auf die Westflanke des Piz Segnes (2.540 müM) in der Nähe von Flims, Kanton Graubünden. Der Hüttenwart beobachtete das Unglück und sagte: „Die Maschine ist nach vorne gekippt und hart aufs Terrain aufgeschlagen, das Ganze hat keine 15 Sekunden gedauert.“ Das Flugzeug riss dabei nicht auseinander. Alle 20 Passagiere fanden den Tod, darunter ein Ehepaar aus Österreich mit Sohn. Das Alter der Toten bewegt sich zwischen 42 und 84 Jahren. Darunter sind elf Männer und neun Frauen. Der Pilot und der Co-Pilot hatten lange bei der Swissair sowie Swiss gedient, beide über 30 Jahre, und waren geübte Militärpiloten. Es ist die schwerste Luftfahrt-Katastrophe in der Schweiz seit dem Crossair-Unfall von 2001.

1981 musterte die Schweizer Armee diese legendären Ju 52 aus, die auf allen Kontinenten präsent waren und vielen Armeen auf der ganzen Welt über Jahrzehnte gute Dienste geleistet hatten. Das Flugzeug diente in der Arktis, in den Anden sowie trockenen Wüsten. Diesen Allrounder hat das deutsche Ingenieurs-Genie, Hugo Junker, aus Dessau erfunden. Derselbe Mann, der auch der Menschheit das Warmwasser ins Haus gebracht hat.

Mit den Nazis und deren Militär-Ambitionen hatte Junker allerdings das Heu nicht auf derselben Bühne, weshalb sie ihn und seine Werke entschädigungslos enteigneten. Den Klau von 400 Patenten inklusive. Im zweiten Weltkrieg, als die Sowjets dabei waren, Ostdeutschland zu überrennen, haben die Amis wohlweislich dafür gesorgt, dass diese einmalige Hinterlassenschaft in ihre Hände kam. Der Flugpionier selbst musste das alles nicht mehr selber erleben, denn bereits 1935 ist er 76-jährig in der Nähe von München verstorben. Von ihm gilt das Zitat: „Jeder hat einen Spleen und meiner ist zu forschen“.

Aufgrund des Unglücks weht deshalb zur Zeit vor dem Rathaus in Dessau die Fahne auf Halbmast. Mit dem Abgang der „Dessau“, die übrigens für die Filme Agenten sterben einsam (1968) sowie Die Walküre mit Tom Cruise (2007) prominente Filmauftritte absolviert hat, verbleiben nur noch zwei Originale der „Tante Ju“ von den einst 5.000 produzierten Flugzeugen dieses Typs übrig. Beide befinden sich im Besitz der Air Ju, aber aufgrund der Tragödie vom letzten Samstag bleiben sie vorerst am Boden. Zumindest solange, bis die staatlichen Einrichtungen den Unfall in all seinen Aspekten aufgearbeitet haben, sagte der CEO.

Von Aviatik-Experten wird kontrovers diskutiert, ob die momentan herrschende Affenhitze eine Rolle bei diesen Abstürzen aufgrund eines Luftabrisses gespielt haben könnte. Heiße Luft ist wesentlich viel dünner als kalte. Viele Experten verneinen dieses Theorie, Piloten mit so vielen Flugstunden managen solche Lappalien… Einige behaupten jedoch, dass man gerade diese extremen Naturphänomene in der Privatfliegerei völlig unterschätze. Heute sind in verschiedenen Printmedien Berichte aufgetaucht, die diese These stützen. So soll ein erfahrener Militärpilot bei einer Verlegung mit einer Ju 52 nur mit Müh und Not übers Grimsel-Massiv gekrochen und mit viel Glück heil in Sitten gelandet sein.

Die beiden Unglückspiloten der „Tante Ju“ sagten unlängst selbst in einem österreichischen Aviatik Magazin: „Die Ju 52-Maschinen sind fliegerisch nicht ganz harmlos, Heckrad zehn Tonnen, drei Motoren. Hinzu kommt, dass wir viel im Gebirge fliegen.“ Man fliegt auf Sicht und die Ju ist definitiv kein Jet, der bei schwierigen Verhältnissen seinen Motoren ein Extra abverlangen kann. Fazit: Unterschätzt man trotz 900 Stunden Flugerfahrung auf einer Ju 52 die Natur und ihre Tücken? Das gilt für den erfahrenen Pilatus-Piloten mit seiner Tobago und erst recht für die übrigen Hobby-Piloten. Welche Maßnahmen sich aufdrängen oder nicht, werden die staatlichen Untersuchungen zeigen…
 

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