Samstag, 17. Oktober 2009

B.N. und Otto Mueller (mit einem Exkurs über westliche Geschichtsklitterei)










Was mich seit der Wende empört, dies ist die Arroganz von Westdeutschen, die meinen, in der DDR wäre die Kultur von Staats wegen nur eine Kultur der Parteipropaganda gewesen. Ulkig wenn ich im Wörlitzer Park spazieren gehe und mich mit westdeutschen Touristen unterhalte, dann sind die der Meinung, daß seit der Wende nun wir doch Parkanlagen und Gebäude wieder in altem Glanz hätten und wir nun endlich wieder generell Kultur genießen dürften. Daß gerade in der DDR die Kultur, trotz klammer Staatseinnahmen, eine hohe Priorität hatte und es mit der Kultur im Vergleich zu heute besser stand, dies wird ungläubig belächelt. Allein, daß eben breite Massen aufgrund der subventionierten Eintrittspreise an der Kultur teilhaben durften und dies heute leider nicht mehr der Fall ist, wo fast alle Kultur für den Konsumenten horrend teuer ist, dies wird gern übersehen. Allein die verschiedensten Zirkel des volkskünstlerischen Schaffens (Malerei, Töpferei, Musik usw.), alles dies war damals kostenlos und muß jetzt bezahlt werden. Und gerade solche Stätten des nationalen Kulturerbes, wie eben der Wörlitzer Park, wurden in der DDR im Rahmen des möglichen und darüber hinaus stark gefördert.

Wo ich aktiv werde, dies ist, wenn man von westlicher Seite versucht Geschichtsklitterei zu betreiben und man Falschmeldungen verbreitet. Leider ist die bürgerliche heutige Presse so gestrickt, daß sie gern Falschmeldungen verbreitet, diese aber nicht korrigiert. Die Menschen sollen systematisch verblödet werden. Nun wer den deutschen bürgerlichen Medien den geringsten Glauben schenkt, der ist selber schuld!

Ein Beispiel: Ich bin ein großer Freund des Expressionisten Otto Mueller (1874-1930), nicht zuletzt da er der arkadischste Vertreter des Expressionismus ist, habe mich also kunstwissenschaftlich intensiv mit Mueller beschäftigt. In der Nummer 24 vom 15. Dezember 1996 der „Weltkunst“ wurde eine Otto-Mueller-Ausstellung in Leipzig als „Erstmals seit 1945 wird in Ostdeutschland eine solche Anzahl von Werken dieser Kunstrichtung gezeigt.“ angekündigt. Die „Weltkunst“ ist nun nicht irgendeine Zeitschrift, sondern „die“ Fachzeitschrift der Kunstwissenschaft und des Kunsthandels. Also man müsste es eigentlich besser gewußt haben, denn der Expressionismus wurde in der DDR immer hoch geschätzt und auch die offizielle Kunstwissenschaft tat viel in die Richtung der Verbreitung durch Ausstellungen, Schriften und Bücher. Was sollte dieser Unsinn? Sollte der Anschein erweckt werden, der Expressionismus wäre den Bürgern der DDR vorenthalten worden und nun würden sie durch den Westen erstmals mit dieser Kunstrichtung beglückt, ähnlich wie ein paar Wilde in entlegenen Bergdörfern Papua-Neuguineas, die in der Steinzeit leben, denen man nun endlich mal Goethe und Schiller nahe bringt?

Eines ist doch Fakt, schon die sowjetischen Besatzer förderten schon seit 1945 Kunst und Kultur wo sie nur konnten. Trotz der verheerenden Zerstörungen wurden Theater, Museen und Galerien wieder geöffnet und diese Politik setzte sich 1949 mit Gründung der DDR fort. Schon 1947 gab es in Ostdeutschland eine große Otto-Mueller-Ausstellung, dies zu einer Zeit wo in den westlichen Besatzungszonen daran noch nicht zu denken war. Zum Glück konnte ich dies beweisen, denn durch meine Tätigkeit als Privatsekretär der Kunstwissenschaftlerin Charlotte Timmling kam ich an einen solchen Ausstellungskatalog und konnte alle Seiten kopieren. Frau Timmling war damals selbst in der grandiosen Ausstellung, eine große Kulturleistung der sowjetischen Militärverwaltung die so etwas erst möglich machte und dies in dem durch angloamerikanische Bomben total zerstörten Dresden. Diese Leistungen sollen nun unter den Teppich gekehrt werden, die Nachwelt soll ein falsches Bild des angeblich kulturlosen Sowjetrussen bekommen, der in seinem Herrschaftsbereich höchstenfalls nur Kalinkatanzen gestattete, desgleichen angebliche Kulturlosigkeit in der späteren DDR. Gerade die 50er Jahre waren eine Blütezeit von Kunst und Kultur in der DDR, erst in der Endphase der DDR, so ab den 80er Jahren ging alles den Bach herunter als die Cliquen an der Macht immer mehr verbürgerlichten und in den Führungsetagen von Partei und Staat fast nur noch gewissenlose opportunistische Karrieristen saßen.

Anbei mal Scans der Mitteilung in der „Weltkunst“, meines Schreibens und einer Antwort des Museums in Leipzig. Eine Richtigstellung in der „Weltkunst“ erschien allerdings nie, auch erwähnten die Ausstellungsmacher in den 90er Jahren die Vorgängerausstellung von 1947 mit keinem Wort. So geschah es erst dieser Tage, daß ich in einem Telefonat mit einem westdeutschen Doktor der Kunstwissenschaft gerade über Otto Mueller stritt. Auch der wußte nichts von einer Ausstellung schon 1947 in Ostdeutschland und bezog sich auf die Aussage in der „Weltkunst“. Erst durch die kompletten Scans des Ausstellungskataloges, die ich ihm per Email zusandte, konnte ich ihn eines besseren belehren. Für die Leser des Blogs deshalb auch ein paar Scans aus diesem Katalog. Die offizielle Kunstwissenschaft wird diese Beweise allerdings weiterhin nicht zur Kenntnis nehmen wollen, da sie nicht ins politische Weltbild passen. Egal, zumindestens meine Leser kann ich hiermit aufklären. Anbei noch ein paar weitere Scans von bekannten Oelbildern des begnadeten Malers Otto Mueller.

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