Sonntag, 1. März 2015

Das Schulbuch für das Fach Musik "Komm, sing mit" von 1957 - Teil 2 (Schornsteinfeger[un]wesen)

In meinem Blogbeitrag über mein altes Schulbuch für Musik der 1. bis 4. Klasse, da hatte ich auch ein Beispiel eines Liedes eingescannt, welches mit dem Alltag verbunden war, so wie er in den 50er Jahren erlebt wurde, das Lied vom Schornsteinfeger
(http://barrynoa.blogspot.de/2015/02/das-schulbuch-fur-das-fach-musik-komm.html): „Schornsteinfeger, Schornsteinfeger, komm ins Haus und kehre aus“.



Die Zeichnung neben den Noten zeigt einen Schornsteinfegergesellen, wie man an seiner Kopfbedeckung sehen kann. Bekanntermaßen war und ist das Schornsteinfegerwesen streng zunftmäßig gegliedert, auch damals im Sozialismus war das so. Der Schornsteinfegergeselle, der mußte die Arbeit machen und der Schornsteinfegermeister, der kassierte das Geld. Ausbeutung des Menschen durch den Menschen war also im Sozialismus keinesfalls abgeschafft.

Wie aus einer alten Zeit mutete und mutet noch heute die Kleidung der Schornsteinfeger an, besonders der Zylinder auf dem Kopf der Meister dokumentiert, wer hier der Herr ist und wer der Knecht (siehe die einfache Kappe der Gesellen). Zu DDR-Zeiten waren, wie auch heute noch, die Kehrbezirke fast schon erblich und so ein damaliger „Bezirksschornsteinfeger“, der hatte finanziell ausgesorgt, während der die Arbeit machende Geselle nur ein dürftiges Gehalt bekam. Kaum ein Bezirksschornsteinfegermeister wohnte in einer einfachen Wohnung, oft waren es teure Villen und besonders ab den 60er Jahren war allgemein bekannt, daß die Stasi immer mitlief, wenn so ein Meister eine Wohnung oder ein Haus zwecks Ofenbeschau besichtigte. Verständlich, denn einen Schornsteinfeger muß man bis in jetzige Zeit ins Haus lassen und er kann sich jeden Raum genau anschauen. Ideal zu allen Zeiten für Spitzelei im Dienste des Staates, deshalb auch bis heute eine „hoheitliche Aufgabe“ des Staates, im Gegensatz zu den anderen Handwerksdienstleistungen.

Allerdings, im Gegensatz zu den unmöglichen Zuständen heutzutage, wo horrende Summen an den Schornsteinfeger zwangsweise bezahlt werden müssen für sinnlose Messungen der CO2-Abgase an allen möglichen Thermen, die das Weltklima nicht retten werden, sondern einzig und allein dazu geschaffen wurden, um den Schornsteinfegern weiterhin ein fettes Einkommen zu sichern, nachdem immer weniger mit Kohle und Holz heizen, sondern mit Öl oder Gas und natürlich die grünen Großmachtfantasien der Mainstreampolitiker befriedigen, die meinen ein so kleines Land wie Deutschland könne durch diesen Mumpitz mit Geldschneiderei das Weltklima beeinflussen, da ging es zu DDR-Zeiten noch nicht so sinnlos zu. Neuerdings kommen außer den Abgasmessungen turnusmäßig noch sogenannte „Feuerstättenbeschauen“ als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für den Schornsteinfeger dazu. So leicht kann man also in Deutschland sein Geld verdienen, wenn man denn auf so einer Stelle sitzt. Allerdings sollte man sich bei so einer Arbeitsstelle gegenüber dem herrschenden System immer schön konform verhalten und nicht wie vor einiger Zeit geschehen, etwa als Mitglied der NPD, in einer nicht verbotenen Partei, politisch in seiner Freizeit tätig sein. Ein Schornsteinfegermeister bekam nur deshalb Berufsverbot! Soviel zur angeblichen Freiheit im heutigen Deutschland!

Für den Kaminkehrerkunden war es zu DDR-Zeiten einfacher und viel preiswerter, denn solche sinnlosen Abgasmessungen und Beschauen gab es nicht, die jetzt mächtig teuer sind und das reine Schornsteinfegen, das war auch preiswert. Ein paar Mark kostete so eine Kehrung und nachdem der Geselle gekehrt hatte, dann ging ein paar Tage später der Meister von Tür zu Tür und kassierte gleich in bar ab. Man sparte sich den Weg zur Bank und das Ausfüllen der Überweisung. Besonders für alte und kranke Menschen lebte es sich also zu DDR-Zeiten viel bequemer. Das wird allerdings unter den Teppich gekehrt und immer nur das Negative zu DDR-Zeiten kommt aufs Tapet.

Ich kann mich noch gut an den Bezirksschornsteinfegermeister von Ziebigk in der alten DDR-Zeit erinnern, ein kleiner alter dicker Mann mit dem besagten Zylinder auf dem Kopf und als Kind stellte ich fest, daß der doch nicht mehr auf eine Leiter klettern könne, geschweige denn auf ein Spitzdach klettern könne, um dort den Schornstein zu kehren. Aber das brauchte er ja auch nicht, dazu hatte er ja seinen Gesellen. Schon merkwürdig, daß bis heute diese dubiose und den Kunden zwangsweise absahnende Berufsgruppe als Glücksbringer gilt und allgemein geachtet wird, wie man auch in einem weiteren Lied in meinem alten Schulbuch sehen kann: „Der Schornsteinfeger meint es gut“, diesmal mit des Bezirksschornsteinfegermeisters-Zylinderhut in der Zeichnung!
 
 

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