Der französische Maler François-Hubert Drouais (1727-1775) ist eigentlich bekannt als Porträtmaler, am bekanntesten wohl sein Porträt der Madame de Pompadour. Aber ein paar seiner Genreszenen, die finde ich auch gut, so das Bild mit den Kindern und ihrem Murmeltier, siehe oben. Eines der Kinder spielt auf einem Instrument und das andere läßt das Murmeltier nach einem Band angeln, so daß es aussieht, als wenn das Murmeltier tanzt. Derartige Vermenschlichungen waren im Rokoko allgemein Mode, besonders bei Gauklern, mitunter auch als Zeitvertreib beim Adel. Aber auch bis in die Zeit um 1900 gab es das.
Meyers Lexikon von 1905-1909 schreibt dazu: „In der Gefangenschaft werden halbwüchsige Murmeltiere bald zahm, lassen sich abrichten und ergötzen durch ihr possierliches Wesen. Ehemals wurden sie von den Savoyardenknaben mit umhergeführt und zu einfachen Schaustellungen in Städten und Dörfern benutzt.“
Das Bild zeigt solche Knaben aus Savoyen, einem Landstrich der sehr ärmlich war und wo schon kleine Kinder als Gaukler in die Fremde ziehen mußten um sich ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie zu verdienen. Die etwas reicheren Savoyardenknaben zogen mit einem Affen und einem Musikinstrument in die Fremde, die ärmeren mit einem Murmeltier. Das Bild selbst wirkt auf den ersten Blick niedlich, wenngleich die Kinder in einer ärmlichen Scheune, wahrscheinlich ihrem Schlafplatz für eine Nacht, ihre Kunststückchen zeigen, überlegt man sich aber, daß ein Murmeltier ein Wildtier ist, was in die Freiheit gehört, so wirkt das Ganze denn dann nicht mehr amüsant. Aber man sollte nicht die Stirn runzeln über das Tierunverständnis der früheren Zeit, denn weltweit hat sich daran nichts geändert, ganz im Gegenteil, die Versklavung der Tiere hat riesige Ausmaße angenommen, so daß die alte Zeit fast schon als die gute alte Zeit für Tiere gelten kann.
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