Sonntag, 30. Januar 2011

Hanna Stirnemann (1899-1996) als Lyrikerin

  

Die erste weibliche Museumsdirektorin in Deutschland war Hanna Stirnemann (1899-1996). 1930 übernahm sie die Leitung des Stadtmuseums Jena. Hanna Stirnemann war Studentin bei Prof. Paul Frankl in Halle gewesen, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2008/04/bn-und-professor-paul-frankl.html . Zu diesen Studenten von Paul Frankl zählte auch Walter Timmling, über den ich im Blog ja schon sehr viel geschrieben habe, so auch in den Blogbeiträgen des Januar 2011 und des Dezember 2010. Ältere Blogbeiträge finden Sie in der Linksammlung unter:

http://barrynoa.blogspot.com/2011/01/literaturhinweise-zu-walter-timmling.html .

In der Zeit ihrer Studentenschaft schrieb Hanna Stirnemann Gedichte. Auch später versuchte sie sich ab und an als Lyrikerin. Im Archiv der Weltloge Tanatra sind zwei dieser Gedichte vorhanden, die ich heute einmal für die Blogleser veröffentliche um sie nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen. Ebenfalls in diesem Archiv befinden sich auch zwei alte bislang unveröffentlichte Fotos von Hanna Stirnemann. Das erste Foto zeigt sie als Studentin in den Räumen des Kunsthistorischen Institutes der Uni Halle in den 20er Jahren (Foto: Hans Jänicke, ein Mitstudent). Das zweite Foto (mit ihrem Hund und ihrer Katze) ist in den 30er Jahren aufgenommen worden (Foto: unbekannter Fotograf).

Mitte der 80er Jahre forschte ich zu Hanna Stirnemann. Daß Anfragen zu offiziellen Stellen in der DDR oft ins Leere gingen, dies zeigte z.B. meine Anfrage nach Jena. In der Antwort, die ich heute auch eingescannt habe, klang immer noch der Vorwurf der „Republikflucht“ mit.
Auf den Seiten einer Burschenschaft entdeckte ich folgenden Artikel:
http://www.normannia-nibelungen.de/article-129-fahne-der-jenenser-urburschenschaft.html :
„…Nach Webers Tod wurde die Kunsthistorikerin Hanna Stirnemann, die den Bauhaus-Künstler Otto Hofmann heiratete, die erste Museumsdirektorin Deutschlands. Der Pädagoge Werner Meinhof - Vater von Ulrike Meinhof - trieb ganz im Geiste der Nazis Ahnenforschung und entdeckte, dass die Direktorin "jüdisch versippt" war (Otto Hofmann im TLZ-Interview). Hanna Stirnemann wurde 1934 entlassen, Meinhof erklomm den Chefposten 1937…“

Auch hier werden unkritisch die Thesen vertreten, deren sich auch die Publizistin Jutta Ditfurth bedient, daß Meinhof (http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/bn-und-dr-werner-meinhof.html ) sie als Jüdin denunziert hätte. Wieso Otto Hofmann, ein früherer Bauhäusler des Bauhauses Dessau, dies in einem Interview behauptet hat, weiß ich nicht, jedenfalls sind solche Äußerungen von Hanna Stirnemann selbst nie gekommen. Daß Hanna Stirnemann jüdische Vorfahren hatte, dies war seit ihrer Studentenzeit bekannt, daraus hatte sie nie einen Hehl gemacht. Dies bedurfte also einer angeblichen Ahnenforschung von Meinhof absolut nicht. Fakt ist auch, daß Hanna Stirnemann zwar nicht mehr im öffentlichen Dienst arbeiten durfte, aber sie überlebte die Nazizeit, ab 1938 in der thüringischen Stadt Hainichen, und wurde nicht inhaftiert, deportiert, oder gar schlimmeres. Auch zu Werner Meinhof, ihrem Nachfolger im Amt des Direktors des Stadtmuseums Jena, bestand bis zumindestens 1936 ein durchaus freundschaftlich zu nennendes Verhältnis.

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