Montag, 25. November 2019

Leserpost zur Lebensmittelvernichtung der Supermärkte


Zu diesen Blogbeiträgen

http://barrynoa.blogspot.com/2013/12/unmoralische-supermarkte-lebensmittel.html
http://barrynoa.blogspot.com/2015/04/perverse-bundesdeutsche-gesellschaft.html
http://barrynoa.blogspot.com/2014/01/stolle-und-vogelfutter-in-den-mull.html


bekam ich folgende Leserzuschrift:

Hallo Bernd,
es gibt Schätzungen, daß etwa 30-35% aller hergestellten Lebensmittel vor dem Verzehr vernichtet werden. Optisch am empörendsten ist es
natürlich, wenn man/frau dies direkt mittels Öffnung eines Abfallbehälters bei REWE/EDEKA/penny/ALDI Süd- und Nord/LIDL etc. selbst betrachten kann.


Es ist dies natürlich im kapitalistischen System immanent - schon seit 100 Jahren! In Brasilien wird in den "goldenen Zwanzigern" Kaffee ins Meer geschaufelt
und Weizen in die Dampfloks zum Heizen. Wie sang doch Ernst Busch?: " Wann fliegen endlich die fetten Räuber hinterher?"


Man sieht nicht, wie z.B. Pfirsiche mit Planierraupen plattgemacht werden; der Markt - die Preise - der Profit!

Nun noch eine juristische Posse: Nimmt jemand aus einem REWE-Behälter Lebensmittel heraus, dann wird dies als schwerer Diebstahl gewertet. Würde
ein Trupp kommen und den gesamten Container mitnehmen, dann wäre dies tatbestandsmäßig nur einfacher Diebstahl, da ja nichts entnommen würde.


Wenn nun jemand bspw. 5 Stollen und 3 Flaschen Himbeersaft aus einem geschlossenen Container entnimmt, so wird dies zwar als schwerer Diebstahl
gewertet, der Schaden für bspw. REWE kann ja, da diese Dinge in einem ABFALL-Behälter nichts mehr wert sein können, höchstens auf 1.- EURO beziffert
werden ( meine Einschätzung ). 


Natürlich darf nun eine Frage nicht fehlen: Was tun ?
Eine Einzelaktion kann nicht viel ausrichten, wen und wie könnte man dafür gewinnen wenigstens eine Aktion vor einem Verbrauchermarkt zu starten?
Gegenpropaganda - in dem Sinne, daß man bei jedem Gespräch, wenn das Thema " shopping " aufkommt, man das systemkonforme Wegwerfen thematisiert.
Ich weiß natürlich, daß solche Worte fast immer in den Wind gesprochen sind.


Mit herzlichen Grüßen
Reiner Wahl


B.N.:

Lieber Herr Wahl, dazu paßt dieser Fall, der auf der Seite https://www.derwesten.de zu lesen war. 

„Besonders schwerer Diebstahl? Rentner nimmt Kaffee aus Mülltonne – und wird dafür verurteilt“

„In Köln wurde ein Rentner dafür angeklagt, Lebensmittel aus einem Müllcontainer entwendet zu haben. Die Staatsanwaltschaft forderte eine besonders harte Strafe. Handelt es sich um besonders schweren Diebstahl, wenn man sich ungefragt an weggeworfenen Lebensmitteln bedient? Um diese Frage drehte sich jetzt ein Prozess in Köln. Der Angeklagte Harald F.  (B.N.: 72jähriger armer Rentner) musste sich vor dem Gericht verantworten, weil er im vergangenen Jahr Kaffee aus der Mülltonne eines Supermarktes entwendet hatte. Auch wenn es ausrangierte Ware gewesen sei, habe sie doch „im Eigentum der Firma gestanden“, sagte der Amtsrichter. Der Umstände halber fiel die Sanktion aber milde aus: Er verurteilte Harald F. wegen „einfachen Diebstahls“ zu 300 Euro Geldstrafe auf Bewährung.“

B.N.:

Ein „mildes“ Urteil??? Wie kann dieser Kaffee noch etwas wert sein, wenn er vom Supermarkt in den Müll geschmissen wurde? Es zeigt sich mal wieder, was für ein Unrechtsstaat diese BRD ist, die einen alten armen Rentner vor Gericht zerrt und verurteilt, der sich aus dem Müll weggeworfene Lebensmittel nimmt. 

Es müßte genau andersrum ein Schuh daraus werden, daß die Supermarktverantwortlichen zu hohen Strafen verurteilt werden, weil sie Packungen guten Kaffees und andere Lebensmittel in den Müll schmeißen. Zu DDR-Zeiten wäre das der Fall gewesen! Die Kaufhallenleute, welche Kaffee in den Müll geschmissen hätten, die wären wegen Wirtschaftssabotage zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Es ist eine Schande, daß Lebensmittel in der BRD in ganz großem Stil im Müll landen, nur weil das Ablaufdatum erreicht wurde oder weil zu viel bestellt wurde. Auch Kaffee, wo das Ablaufdatum abgelaufen ist, kann noch gut getrunken werden, das hatte ich neulich bei einem Paket selber festgestellt, welches ich in einem Schrank vergessen hatte (3 Jahre alt). Der Kaffee schmeckte köstlich. 

Nein, diesem Mann gebührte ein Orden, weil er Kaffee vor der Vernichtung bewahren wollte. Aber in dem Schandland BRD geht es genau umgekehrt zu, Unrecht wird zu Recht und Recht zu Unrecht. Ein widerliches Land, diese Bundesrepublik Deutschland! 


„Richter“, Ausschnitt aus Georg Grosz, „Stützen der Gesellschaft“ (1926)

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