Freitag, 10. April 2020

Meine große Hochachtung vor früheren textilen Handarbeiten



Gestern brachte ich in meinem Blogbeitrag zwei Fotos von meiner Osterdeko. Was wahrscheinlich kein Leser sehen kann, ist, daß ich die Deko auf eine handgestickte Decke gestellt habe, und das in ganz feiner Stickerei. 

Die Decke ist aus der Zeit um 1900, wo man diese feinste Stickerei pflegte. Als Schüler lernten wir im Fach „Nähen“ natürlich auch Sticken, aber so winzig feinste Stickereien konnten wir nicht. Aber, wenn man schon mal selber gestickt hat, dann schätzt man so eine Arbeit besonders. Wahnsinn, wie viele Stunden, Tage, Wochen, man früher an so einer Arbeit gesessen hat. 

In der DDR wurde derartige Handarbeit noch sehr geschätzt und auch betrieben. In meiner Heimatstadt Dessau gab es die Produktionsgenossenschaft des Handwerks „Heimkunst“, die textile Handarbeiten herstellte, die auch gern gekauft wurden, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/erinnerung-die-pgh-heimkunst-dessau.html

Nach der Wende war damit Schluß, wir wurden von Westdreck überschwemmt. Textile Handarbeiten sind in der BRD nicht mehr gefragt, eine uralte deutsche Tradition wurde ausgelöscht. In der DDR wurde textile Handarbeit gefördert, es gab allein in Dessau über 20 staatlich geförderte Arbeitsgemeinschaften „Textiles Gestalten“, die den Klubhäusern der Werktätigen angeschlossen waren oder unabhängig waren. Meine Mutter war in so einer Arbeitsgemeinschaft und von ihr und meiner Großmutter wurde mir die Hochachtung für derartige Arbeiten vermittelt (http://barrynoa.blogspot.com/2008/04/erika-nowack-meine-mutter.html, http://barrynoa.blogspot.com/2012/07/handarbeiten-fruher-gestickte-kissen.html). 

Noch heute schätze ich solche Arbeiten hoch ein und umgebe mich mit solchen Arbeiten im Haus. Industriell gefertigtes, gar westlich modernes mag ich überhaupt nicht. Es ärgert mich, wenn alte textile Handarbeiten, die einst hunderte Stunden Arbeit gekostet haben, auf Flohmärkten für Centbeträge verschleudert werden. Der heutige westlich verseuchte BRD-Bürger hat keine Achtung mehr vor solcherart kunstgewerblicher Arbeiten. 


Die wunderbare DDR-Zeitschrift "Handarbeit" gab Anregungen zur künstlerischen Handarbeit

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