Dienstag, 21. Juli 2015

Die Kunst Otto Muellers (1874-1930) und Kitsch der Gegenwart

Ich glaube, daß, wenn ich in meiner Wohnung ein echtes Oelbild von Otto Mueller (1874-1930) an der Wand hängen hätte, manch Kunstbanause und Kulturspießbürger dieses Bild gar nicht beachten und würdigen würde, es vielleicht mit 100 Euro preislich bewerten würde, wo doch Oelbilder von Mueller mit Recht meistens Preise von um die 2 Millionen Euro auf dem Kunstmarkt erzielen, siehe z.B. das Bild „Badende“ welches für 2.079.650,- Pfund verkauft wurde (http://artist.christies.com/Otto-Mueller--36440.aspx).

Hätte ich dagegen übelsten Kitsch an den Wänden, wie z.B. primitivste neuzeitliche Porzellanteller, wie den, den mir stolz ein Comiczeichner per Email-Scan sandte, weil er meinte, dies wäre Kunst und außerdem noch eine wertvolle Geldanlage (Kunst= 0, Kaufpreis hoch, Wiederverkauf dieser Neppware kaum über 5 Euro pro Stück!),


 
dann würde man diese höher achten. Das perverse bei diesem Sammler ist nicht nur, daß er nicht zwischen Kunst und Kitsch unterscheiden kann, sondern er freimütig mal zugab, daß er selber Katzenbabys ertränkte. In der Realität kein Tierfreund sein, sondern das Gegenteil, aber sich dann Kätzchen-Heile-Welt-Teller kaufen - typisch für den deutschen Spießbürger!

Der Hang zum Kitsch ist nicht nur bei bildungsfernen Menschen oft erschreckend ausgeprägt, sondern sogar Akademikerkreise sind nicht frei davon. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand bewußt Kitsch sammelt, peinlich wird es dann, wenn derjenige meint, dies wäre Kunst und er dagegen wirkliche Kunst nicht erkennt. Es wird das Minderwertige auf ein Podest gehoben und das Wertvolle verächtlich gemacht.

Daß besonders das Spießbürgertum diesem Kunstbanausentum verfallen war und ist, macht die Sache gefährlich, besonders dann, wenn spießbürgerliche Ideologie die Macht hat, bestes Beispiel, das Kunstverständnis der Nazis. Ein so großartiger und überragender Maler wie Otto Mueller wurde damals als entartet eingestuft und seine Werke aus den Museen verbannt. Zum Glück für Mueller, mußte er das nicht mehr erleben, denn er starb 1930.


Schon 1947 gab es in der sowjetischen Besatzungszone eine große Otto-Mueller-Ausstellung, ein Zeichen der Abkehr von der Naziideologie in der Kunst und Hommage an Otto Mueller. Ich habe zum Glück den alten Katalog der Ausstellung von 1947, schrieb auch einen Blogbeitrag über diese Ausstellung, die westdeutsche Kunstwissenschaftler unter den Teppich kehren wollten, unter dem Motto, daß es angeblich erst nach der Wiedervereinigung wieder eine Otto-Mueller-Ausstellung in Ostdeutschland wieder gegeben hätte, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2009/10/bn-und-otto-mueller-mit-einem-exkurs.html.


In diesem alten Katalog von 1947 ist auch Otto Muellers großartiges Bild „Zigeunerpferd am Schwarzen Wasser“ abgebildet, leider nur in schwarz-weiß, siehe Scan. Daß meine Meinung stimmt, daß Bilder ganz entscheidend durch die Farbe wirken, wie ich das in meinem gestrigen Blogbeitrag darlegte, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2015/07/barry-noa-farbige-lamu-landschaft.html, dies merkte ich heute, als ich zum ersten Mal dieses Bild in Farbe sah, und überwältigt war, ob der Wirkung der Farben. Schon in der schwarz-weißen Abbildung gefiel mir das Bild außerordentlich, aber jetzt erst in Farbe, da würde ich es nicht unter 4 Millionen Euro preislich einschätzen. Aber das Bild ist unverkäuflich und hängt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und hat damit einen würdigen Platz gefunden:




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