Samstag, 12. März 2011
Altes: Der Dessauer Maler P.E.M. Albrecht
Im gestrigen Blogbeitrag über den Musiker Andrea Centazzo ging es um das Jahr 1981. In diesem Jahr kaufte ich von der Witwe des Dessauer Malers P.E.M. Albrecht (1891-1970) obige kleine Bilder. Ich lernte Frau Albrecht ein Jahr früher kennen, dies lag nahe, da ich mich für die Kunst im Allgemeinen und die Dessauer Künstler im Besonderen interessierte. Frau Albrechts Mann war zu diesem Zeitpunkt schon 10 Jahre tot, aber immer noch schwebte der Geist P.E.M. Albrechts in seinem Haus. Seine Witwe hatte alles so belassen, wie es zu Lebzeiten ihres Mannes war und besonders sein Atelier stand so da, als wenn er jeden Augenblick herein kommen könnte und weiter malen würde. Die Wände waren mit seinen Bildern voll behängt, ein großartiger Anblick.
Die Albrechts besaßen ein außerordentlich interessantes und vornehmes Haus, was aber auch einen modernen Eindruck machte, jedenfalls was man unter modern in den 30er Jahren verstand, mit einer großen überdachten Terrasse und einem Garten, der in seiner Gestaltung und Blütenpracht wunderbar gestaltet war und den Frau Albrecht besonders hegte und pflegte, und den sie stark liebte.
Ihr Mann P.E.M. Albrecht (eigentlich Paul Ernst Max Albrecht) hatte einstmals eine Malerlehre absolviert, machte aber dann ein Studium an der Handwerker-und Kunstgewerbeschule in Erfurt, war dort Meisterschüler bei Prof. Ernst Ruser und ging anschließend an die Kunstschule Weimar. Von 1922 – 1945 war er Oberlehrer der Malfachklassen der Kunstgewerbeschule Dessau, also war kein Bauhäusler, wie irrtümlich immer noch geschrieben wird. Von 1945 – 1961 war er künstlerischer Betreuer des Malernachwuchses (Malerhandwerker) und ab 1961 bis zu seinem Tode freischaffend tätig.
Ich hatte mir diese kleinen Füllstücke damals zum Kauf ausgesucht, da sie aus einer sehr frühen Schaffensphase Albrechts stammten, aus dem Jahre 1913 und sie noch den Geist des Jugendstils atmeten. Außerdem erinnerten sie mich an Ludwig von Hofmann und waren arkadisch, was ich ja besonders liebe, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2008/05/et-in-arcadia-ego.html , http://barrynoa.blogspot.com/2008/04/bn-und-die-bukolik.html , http://barrynoa.blogspot.com/2010/01/arkadische-traumereien-im-beckerbruch.html ,
http://barrynoa.blogspot.com/2010/01/edle-schonheit-des-jugendstils.html ,
http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/arkadien-ein-europaischer-traum.html .
Frau Albrecht war damals über 80 und dies wollten Leute ausnutzen die auf ihr Haus scharf waren. Zu DDR-Zeiten konnten ja normal Sterbliche kaum ein Haus kaufen. Wer ein solches nicht ererbte war schlecht dran, der mußte sich mit einer kleinen Wohnung begnügen. Einen freien Markt des Kaufes und Verkaufens gab es nicht, auch bestimmten die DDR-Behörden den Preis eines Hauses, wie auch die Mieten. Um überhaupt ein eigenes Haus kaufen zu können bedurfte es der staatlichen Genehmigung, daß man diesen Wohnraum beanspruchen konnte. Daß da nun besonders, oder man kann schon sagen, fast nur, die Profiteure des sozialfaschistischen Systems, wie z.B. Stasi-Leute, solche Häuser billig kaufen konnten, dies wußte ein jeder. Auch die Frau Albrecht wurde mächtig unter Druck gesetzt, von Leuten denen man die Stasinähe schon von weitem ansah. Unter diesen Attacken litt sie mächtig, denn ihr Haus war ihr mehr als nur eine Wohnstatt, besonders wegen des Ateliers und den Erinnerungen an ihren Mann in diesem Haus.
Es war überhaupt sagenhaft, wie die angeblichen Stützen des SED-Regimes (Die, wie man 1989 sah, keine waren, sondern nur Opportunisten!) privilegiert waren. Da tauchte zum Beispiel auch eine Frau bei Frau Albrecht auf und bedrängte sie mächtig ihr das Haus zu verkaufen und die hatte von den Behörden schon die Berechtigung in der Tasche, daß sie das Haus erwerben könne. Diese Frau war die Tochter eines OdF-Mannes (Opfer des Faschismus), hatte aber selbst unter dem NS-Regime nicht gelitten, da damals noch nicht geboren, wurde aber als Tochter eines solchen Mannes besonders gefördert, bekam den gewünschten Studienplatz und einen sehr guten Arbeitsplatz als Kulturverantwortliche in einem Dessauer Betrieb. Ich lernte diese Type später kennen und auch ihren Arbeitsplatz, der ein Schonplatz sondersgleichen war. Mußte der Normalbürger Leistung bringen, so traf das für eine gewisse Schicht nicht zu. Neulich traf ich diese Person mal, ihr geht´s gut, hohe Rente durch die gut bezahlten Jobs zu DDR-Zeiten und nach der Wende, wie bei vielen dieser Typen ab in den öffentlichen Dienst mit seinen guten Gehältern und fetten Rentenansprüchen, ja und dies ging in der Regel nur wenn man alte Beziehungen hatte, Seilschaften nennt man das wohl, oder?
Was aus dem Nachlaß P.E.M. Albrechts geworden ist, dies entzieht sich meiner Kenntnis. In meiner Erinnerung verbinde ich seine Kunst immer mit seinem Haus in der Nähe der Dessauer Kienfichten.
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