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Bekanntlich habe ich schon etliche Blogbeiträge über „Unser Robinson“ geschrieben, siehe die obigen Links. Aus gegebenem Anlaß möchte ich aber heute darüber schreiben, wie ich Mitglied der „Robinsons“ wurde. Es war ein wenig anders als auf diesem Hinweis:
Als Kind las ich was das Zeug hielt und der Gang zu der Buchhandlung „An den Sieben Säulen“ in meiner Heimatstadt Dessau, obwohl ziemlich weit, gehörte ein bis zweimal die Woche zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen. Oft ging ich, mangels Geld, gar nicht rein in die Buchhandlung, die neben der Buchhandlung auch eine Handlung für Papier und Bürokram war, sondern sah mich am Schaufenster satt.
Die im April 1941 gegründete Buchhandlung „An den 7 Säulen“ (linkes Schaufenster) bestand noch bis 2009, dann wurde sie geschlossen, ein typisches Beispiel des Kahlschlags seit dem Anschluß der DDR an die BRD.
Die Buchhandlung war eine private, später eine private mit staatlicher Beteiligung. Vorn bediente Frau Neubert zusammen mit einer Verkäuferin die Papierkunden und hinten saß der Inhaber Herr Neubert an seinem Schreibtisch, zwischen all den Bücherschätzen. Frau Neubert kannte mich schon gut als Käufer guter Bücher, Herr Neubert weniger. Als ich mir eines Tages mal wieder mein „Unser Robinson“ abholte, für 10 Pfennige das Heft, da kam Herr Neubert auf mich zu und bat mich an seinen Schreibtisch. Dort eröffnete er mir, daß ihm seine Frau berichtet hätte, daß ich ein fleißiger Leser sei und dies obwohl noch so jung (damals 8 bis 9 Jahre alt) und ich auch Leser von „Unser Robinson“ sei, es nun Zeit sei mich bei den Robinsons aufzunehmen.
Die Monats-Zeitschrift "Unser Robinson", Augustheft von 1957:
Ich fühlte mich sehr geschmeichelt, als er mir das Abzeichen der Robinsons ansteckte und salbungsvoll eine kleine Rede hielt, die sinngemäß so lautete, daß die Robinsons einzelne junge Menschen seien, die wie einst Robinson für sich allein Abenteuer erleben und da dies in der heutigen Zeit kaum noch möglich ist, diese Abenteuer in Büchern erleben. Diese Vorstellung gefiel mir, da ich Kollektivismus schon damals haßte. Und im Gegensatz zu den Jungen Pionieren waren die Robinsons ein zwangloser Klub, der zu nichts verpflichtete.
Herr Neubert war mal NSDAP-Mitglied gewesen, wie so viele Deutsche (ein NSDAP-Mitglied konnte in Westdeutschland sogar Bundeskanzler werden), der aber durch sein Engagement in der NDPD vom Staat hofiert wurde. Als Kind kannte man ja in den 50er und 60er Jahren noch viele alte Nazis, da sie damals noch unter den Lebenden weilten. Aber ich muß sagen, sie waren nicht so unsympathisch, wie die meisten SED-Genossen, die uns Schüler und die Bürger schikanierten.
Viele alte Nazis kannte ich ja nicht, aber die ich kannte, waren sehr sympathisch, so die in unserer Straße wohnende Frau Wieners. in der NS-Zeit höhere Angestellte beim Reichsnährstand, und die zu DDR-Zeiten dann SED-Genossin war, und den netten bescheidenen Herrn Roevenstrunck, ein früherer SA-Mann, der hochgebildet einen niederen Posten im VEB Waggonbau bekleiden mußte, während ein ungebildeter primitiver SED-Genosse sein Chef war. Ganze 4 Wochen arbeitete ich als frischgebackener Industriekaufmann unter diesem Krawallkommunisten und kündigte sofort und ging dann zur Liberal-Demokratischen Zeitung. Ein ekelhafter Kerl, dieser Abteilungsleiter, der mich anranzte, weil ich mir am Kiosk die Tageszeitung einer Blockpartei gekauft hatte und diese in der Pause las. Wie bedauerte ich es, daß nicht Herr Roevenstrunck Abteilungsleiter war, sondern dieser primitive Krawallkommunist.
Aber vielleicht war es gut so, daß mich fast alle SED-Genossen anwiderten, sonst wäre ich nie bei der Liberal-Demokratischen-Zeitung gelandet. Aber auch dort mußte ich ab und zu Fotos von Aufnahmen junger Genossen in die SED machen, so wie hier, siehe Foto, wo der vom Staat hofierte Genosse Pippig junge Genossenr in die SED aufnahm. Was waren da doch die Mitglieder der LDPD aus anderem Holz geschnitzt als diese SED-Dumpfbacken, die ich interviewen sollte und die vor lauter Primitivität keinen vernünftigen Satz rausbekamen. stattdessen: "Wir haben jetzt den ganzen Tag frei und feiern in die Kneipe bei Schnaps und Bier. Jawoll!" Ein Interview war wegen Dummheit der Interviewpartner nicht möglich.
Es war schnell vorbei mit dem Klub „Die Robinsons“, 1961 gab es auch "Unser Robinson" nicht mehr, wahrscheinlich wollte die SED neben den Jungen Pionieren keine weiteren Klubs für Kinder haben, obwohl der Kinderbuchverlag, welcher der Träger der Robinsons war, ein SED-Verlag war. Aber noch nicht einmal die einfachen Mitarbeiter des Verlages wußten davon, wie die Eigentumsverhältnisse lagen. Wahrscheinlich wollte die SED nach Außen hin nicht als Eigentümerin auftreten, damit man denken sollte, daß der Kinderbuchverlag ein überparteilicher Verlag sei. Ein weiterer Grund war auch die gesamtdeutsche Ausrichtung von "Unser Robinson" und den Robinsons. wo auch westdeutsche Kinder mitmachten, wie man an der Leserpost sehen konnte, siehe:
Bekanntlich schottete die DDR sich ab 1961 ab und damit war das gesamtdeutsche Engagement passé.
Ein paar Jahre, Anfang der 60er Jahre, sah man noch Kinder mit dem Abzeichen der Robinsons herum laufen, das wurde dann immer weniger. Wer allerdings dieses Abzeichen trug, hob sich wohltuend von dem dumpfen dummen Pöbel ab, der nur Fußballspielen und Schlagerhören im Kopf hatte, wie ich immer wieder feststellte.
Aus Nostalgiegründen hefte ich mir das alte Abzeichen ab und an mal ans Revers, sehr zum Erstaunen von Mitbürgern. Ich finde noch heute das Abzeichen genial gemacht mit dem rot/blauen Emaille, dem einsamen Robinson mit seinem Papagei und dem lesenden individualistischen Schüler. Ich jedenfalls fühlte mich mit diesem freiheitlichen nichtkollektivistischen Schüler-Klub sehr verbunden.
Mich sprach auch besonders die Ausrichtung der Robinsons in punkto Tierschutz an, denn Robinsons setzten sich gegen Tierquälerei ein, angeregt durch viele Beiträge in "Unser Robinson", siehe u.a. Beitrag unten auf dieser Seite:
Völkerfreundschaft und Kennenlernen fremder Völker war auch ein Anliegen der Robinsons, dies aber nicht im perversen Sinne der heutigen links/grünen Multikultigesellschaft in der BRD und der heutigen Überfremdung Deutschlands. Deutschland war in der DDR für die Deutschen da und zu den Ausländern hielt man Freundschaft, aber in ihren Ländern und nicht etwa wurden diese eingeladen sich in Deutschland anzusiedeln.
Hier ein Beitrag in "Unser Robinson" über den brasilianischen Bundesstaat Parana, der von Einwanderern überfremdet wurde, so daß die indianischen Ureinwohner verdrängt wurden, siehe:
Außer den Monatsheften "Unser Robinson" hielt natürlich auch die Buchreihe "Robinsons billige Bücher" die Robinsons zusammen. Diese Bücher kosteten nur 2 Mark und waren mit dem Robinson-im Ballon-Signet versehen. Eines meiner Lieblingsbücher war "Tamar", welches ich immer noch in meinem Bücherschrank stehen habe.
Die Geschichte des Mädchens Tamar in der Zeit der Sklavenaufstände des Spartakus im Römischen Reich berührte mich. Leo Katz vermittelte Kindern, daß man sich gegen ungerechte gesellschaftliche Zustände wehren muß, auch wenn es fast aussichtslos ist, wie damals im alten Rom: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!“
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